Neben der in unserer Gesellschaft als “klassisch” erlebten Beziehung, die zwei Personen miteinander verbindet, gibt es natürlich noch viele weitere Beziehungsmodelle. Eines davon ist eine offene Beziehung. Diese zeichnet sich dadurch aus, dass zwei Menschen eine Beziehung führen, aber wissentlich auch andere (Sexual-)Partnerinnen und Partner haben dürfen. Die Partnerschaft beschränkt sich also trotzdem auf zwei Personen, allerdings wird sexuelle Freiheit gewährt und man ist in dieser Hinsicht nicht an eine Person gebunden. Damit ein solches Modell funktioniert, braucht es emotionale Treue und Offenheit. Einige Menschen empfinden Polyamorie wie eine Art Fremdgehen - dies kann allerdings nicht gleichgesetzt werden. Schließlich wird im Rahmen der Polyamorie offen über die sexuellen Freiheiten gesprochen, wohingegen dies beim Fremdgehen oft verheimlicht wird und nichts ist, worüber sich beide Personen vollkommen einig sind.
Wenn eine offene Beziehung von beiden Personen gelebt wird, dann kann dieses Beziehungsmodell durchaus funktionieren. Allerdings gibt es auch immer wieder Situationen, in denen eine offene Beziehung einseitig gewollt ist. Dies kann Spannungen und Konflikte mit sich bringen. Wir zeigen euch deshalb in diesem Blog-Artikel, welche Probleme und Folgen mit einer solchen Situation zusammenhängen und wann eine offene Beziehung für euch funktionieren kann.
Inhalt im Überblick:
Das Problem: Der Wunsch nach einer offenen Beziehung ist einseitig
Auch wenn eine offene Beziehung nur eine von vielen möglichen Formen einer Partnerschaft ist, kann diese natürlich auch unterschiedlich ausgestaltet werden. Wenn beide Partner den Wunsch nach Polyamorie haben und dies richtig kommunizieren, dann kann die Liebe so durchaus funktionieren. Allerdings kann es auch zu der Situation kommen, dass die offene Beziehung einseitig ist. Dann verspürt nur eine Person in der Beziehung den Wunsch nach einer offenen Partnerschaft. Die andere Person ist hiervon nicht überzeugt und hat beispielsweise andere Vorstellungen bezüglich einer harmonischen Beziehung oder möchte die Partnerin / den Partner nicht teilen. Problematisch kann es in dieser Situation werden, da beide Personen verschiedene Bedürfnisse haben und nicht alle dieser Bedürfnisse befriedigt werden können:
- Die eine Person wünscht sich eine offene Beziehung und hat das Bedürfnis ihre Sexualität mit mehreren Partnern auszuleben.
- Die andere Person möchte eine monogame Beziehung führen und die Partnerin oder den Partner nicht mit anderen Menschen teilen.
In so einer schwierigen Situation stellt sich natürlich die Frage, wie es nun weitergehen soll. Ist der Wunsch nach einer offenen Beziehung sehr groß, dann kommt es hier manchmal vor, dass sich die eine Person hierauf einlässt, um die Partnerin oder den Partner nicht zu verlieren. Es kommt zu einer einseitigen offenen Beziehung, in der sich die eine Person vollkommen ausleben kann und die andere Person weiter an ihren monogamen Vorstellungen festhält, da dies für sie stimmiger ist. Auch wenn das Bedürfnis der einen Person hierdurch erfüllt wird, fühlt sich die andere Person unwohl, hat mit unerfüllten Wünschen zu kämpfen und ist oftmals unglücklich.
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Die Folgen: Das Beziehungsmodell ist unstimmig, die Partnerschaft kriselt
Wenn man sich als Liebespaar für die offene Beziehung entschieden hat, aber diese trotzdem einseitig ist, dann kann das verschiedene Folgen für beide Personen mit sich bringen.
Diejenige Person, die sich eigentlich für eine monogame Beziehung ausgesprochen hat, hat mit vielen unguten Gefühlen zu kämpfen. Hier kann beispielsweise Trauer entstehen, da man für die Partnerin oder den Partner nicht die / der einzige sein zu scheint. Aber auch Angst davor, dass die andere Partnerin oder der Partner Gefühle für jemand anderen entwickeln könnte, kann hier präsent sein. Eine Folge von solchen Ängsten ist möglicherweise die Eifersucht. Dann fängt man an das Verhalten des anderen immer wieder zu hinterfragen oder Nachrichten zu kontrollieren. Insgesamt besteht also ein ausgeprägtes Unwohlsein sowie Unzufriedenheit. Man erträgt die offene Beziehung zwar, allerdings ist dies nicht das, was man sich persönlich gewünscht hat.
Diejenige Person, die sich die offene Beziehung gewünscht hat, genießt diese Entscheidung wahrscheinlich sehr und fühlt sich nun freier. Sie kann ihre Bedürfnisse ausleben und Zufriedenheit macht sich breit. Allerdings können auch hier unterschwellig ungute Gefühle aufkommen. Man bemerkt dann beispielsweise, dass es der Partnerin oder dem Partner nicht so gut geht. Oder aber es entstehen auch hier Ängste, da man fürchtet, man könnte die andere Person verlieren.
Gibt es in Bezug auf den Wunsch nach einer offenen Beziehung eine Diskrepanz und ist diese daher einseitig, kann das starke Unzufriedenheit in der Partnerschaft mit sich bringen. Weiterhin können auch Konflikte entstehen, die beispielsweise aus dem Unverständnis, fehlender Kommunikation und einer angespannten Atmosphäre resultieren. Spitzt sich die Lage immer weiter zu, dann kann auch der Gedanke an eine Trennung aufkommen.
Die Lösung: So kann eine offene Beziehung für euch funktionieren!
Wenn die offene Beziehung einseitig ist und ihr nicht beide das Bedürfnis hiernach habt, dann kann das eine Partnerschaft durchaus auf die Probe stellen. Die unguten Gefühle und emotionalen Verletzungen, über die wir im vorherigen Abschnitt gesprochen haben, sind schließlich nur ein kleiner Auszug. Ist man über Monate oder Jahre mit so einer Situation konfrontiert, dann entstehen weitere Verletzungen, die zusätzliches Leid in die Beziehung bringen.
Damit ihr eine stimmige Lösung für die Partnerschaft und eure Zukunft findet, erklären wir euch nun Schritt für Schritt, worauf es ankommt. Dafür spielen wir den Prozess zur Auflösung von emotionalen Verletzungen durch und geben anschließend auch Tipps auf Verhaltensebene, durch die ihr euch über eure Beziehung klar werden könnt.
Schritt 1: Löst entstandene emotionale Verletzungen zu diesem Thema nachhaltig auf
Wenn ihr eine Entscheidung darüber treffen möchtet, ob eine offene Beziehung für euch weiterhin infrage kommt, dann braucht es hierfür zuerst ein stabiles Beziehungsfundament. Dafür müssen entstandene emotionale Verletzungen nachhaltig gelöst werden. Die Voraussetzungen hierfür sind:
- Wann war es mal gut (genug)?
Ihr könnt gemeinsam den Punkt bestimmen, an dem es noch gut war und wo es noch keine emotionalen Verletzungen in Bereich der offenen Beziehung gab. Dies kann beispielsweise der Punkt gewesen sein, bevor ihr euch für eine offene Beziehung ausgesprochen habt. - Die verursachende Person ist bekannt
Hier geht es darum zu klären, wer bei der ersten entstandenen emotionalen Verletzung die verursachende Person war und wer die verletzte Person war. Das Wissen hierüber ist notwendig, damit die Verletzung im Nachgang harmonisch gelöst werden kann. - Beide sind ausgeglichen kraftvoll genug
Bei diesem Schritt geht es darum zu prüfen, ob ihr beide genug von der Herz- und von der Schwert-Seite in euch tragt. Sollte dies noch nicht der Fall sein, gilt es diese Voraussetzung herzustellen. - Sprachlich richtige Auflösung
Dies bezieht sich bereits auf die konkrete Auflösung der ersten Verletzung. Dies sollte sprachlich richtig geschehen, damit nicht wieder neue emotionale Verletzungen entstehen und ihr euch dem Thema in Ruhe zuwenden könnt. - Neue Power und neue Brille
Nach der Auflösung gilt es den PowerCode neu durchzuprägen und eine neue Brille zu etablieren.
Wenn die fünf Voraussetzungen erfüllt sind, könnt ihr die erste emotionale Verletzung angehen und diese (sprachlich richtig) auflösen. Dadurch werdet ihr wahrscheinlich schnell merken, dass ihr neue Energie erhaltet und ungute Gefühle verringert werden. Nun eignet es sich gedanklich weiter in Richtung Gegenwart zu schreiten. Alle weiteren Verletzungen, die ihr hierbei entdeckt, können mit der gleichen Methode gelöst werden. Seid ihr irgendwann im Hier und Jetzt angekommen, sollten ungute Gefühle und Verletzungen nachhaltig gelöst worden sein. So habt ihr euer Fundament in der Beziehung repariert und könnt euch nun wieder wertschätzend und auf Augenhöhe austauschen.
Schritt 2: Werdet euch über eure Werte in einer Partnerschaft bewusst
Jeder Mensch trägt individuelle Werte und Bedürfnisse in sich. Wenn die offene Beziehung für euch aktuell zu einer Herausforderung wird, dann kann es passend sein sich noch einmal intensiv mit seinen Werten auseinanderzusetzen. Worauf kommt es euch in der Beziehung an? Welche Werte habt ihr? Was versteht ihr jeweils unter den Werten? Welche Werte hat eure Partnerin oder euer Partner? Stimmen die Werte überein? Wo gibt es Ähnlichkeiten, wo lassen sich Unterschiede identifizieren?
Das Bewusstsein über die eigenen Bedürfnisse ist sehr wichtig. Nur so könnt ihr erkennen, worauf es euch im Alltag überhaupt ankommt und was wirklich stimmig für euch ist. Habt ihr eure eigenen Werte reflektiert, eignet sich hierzu auch der Austausch mit der Partnerin oder dem Partner. So könnt ihr gemeinsam überprüfen, wo Ähnlichkeiten bestehen und wo ihr euch möglicherweise auch unterscheidet. In Bezug auf die offene Beziehung und das Funktionieren dieser spielen beispielsweise Werte wie Offenheit, Vertrauen und Zusammenhalt eine große Rolle. Durch die Reflexion eurer Werte werdet ihr euch aber natürlich auch darüber bewusst, inwiefern eine offene Beziehung zu euch passt und ob dies mit euren Bedürfnissen in der Beziehung übereinstimmt.
Schritt 3: Trefft eine Entscheidung in Bezug auf eine einseitige offene Beziehung
Wenn ihr ein stabiles Beziehungsfundament hergestellt und euch über eure Werte bewusst geworden seid, dann gilt es eine Entscheidung für die Zukunft zu treffen. Dies solltet ihr zuerst einmal selbstständig machen - schließlich muss sich jeder von euch am Ende wohl fühlen und es bringt nichts, wenn ihr euch nur für eine Lösung entscheidet, weil sich die andere Person dies wünscht. Im Rahmen der Selbstreflexion könnt ihr darüber nachdenken, ob sich euer aktuelles Beziehungsmodell für euch stimmig anfühlt oder ob ihr andere Vorstellungen für die Partnerschaft habt. Eure Gedanken könnt ihr auch gerne in einem kleinen Notizbuch dokumentieren. Grundsätzlich lassen sich die folgenden Optionen voneinander unterscheiden:
- Ihr kommt zu dem Entschluss, dass die einseitige offene Beziehung für euch stimmig ist und ihr jeweils so viel Vertrauen in die Partnerin oder den Partner habt, dass diese Form der Partnerschaft für euch funktioniert.
- Ihr wünscht euch mehr Gleichberechtigung in der Beziehung und möchtet, dass ihr beide auf derselben Stufe steht. Vielleicht haben sich bei einem von euch auch die Bedürfnisse gewandelt. Dann denkt ihr möglicherweise über eine offene Beziehung nach, die nicht einseitig verläuft, sondern in der jeder von euch andere Sexualpartnerinnen und -partner haben kann.
- Ihr stellt fest, dass die offene Beziehung für euch doch nicht so stimmig ist. Dann könnte die Lösung für euch darin bestehen, dass ihr eine monogame Beziehung führen möchtet.
- Solltet ihr euch gegen die offene Beziehung aussprechen, allerdings auch kein Interesse mehr an einer Partnerschaft haben, dann könnte auch die Trennung für euch eine stimmige Lösung sein. Dieser Weg eignet sich auch dann, wenn ihr keine Einigung erzielen könnt und wenn es nach wie vor eine Person gibt, die die offene Beziehung möchte, und eine Person, die sich dies nicht vorstellen kann.
Wenn ihr individuell über eine stimmige Lösung für eure Zukunft nachgedacht habt, dann gilt es im nächsten Schritt ein Gespräch mit eurer Partnerin oder eurem Partner zu führen.
Schritt 4: Tauscht euch mit eurer Partnerin oder eurem Partner über die Zukunft aus
Die vorausgegangenen Schritte haben euch dabei geholfen Klarheit in Bezug auf eure Werte zu erhalten und eine stimmige Entscheidung zu treffen. Nun gilt es natürlich dies auch gegenüber der Partnerin oder dem Partner zu kommunizieren. Auch sie / er hat sich schließlich Gedanken gemacht und ihr könnt nun gemeinsam prüfen, inwiefern sich eure Vorstellungen überschneiden und wie es in der Zukunft weitergehen soll.
Wir würden euch für das gemeinsame Gespräch dazu raten, dass ihr ehrlich zueinander seid und offen kommuniziert. Es ist nicht zielführend, wenn einer seine Bedürfnisse in den Hintergrund stellt, nur damit es für die Beziehung noch eine Chance gibt. Wichtiger ist es, dass ihr beide glücklich seid und eine Partnerschaft rundum genießen könnt. Weiterhin solltet ihr auf Augenhöhe kommunizieren und wertschätzend handeln. Nur so schafft ihr es, dass das Gespräch nicht eskaliert und dass ihr euch in einer harmonischen Atmosphäre über alles austauschen könnt.
Habt ihr beide eure Sichtweisen geschildert und die Bedürfnisse für die Zukunft offengelegt, dann könnt ihr eine Entscheidung treffen: (Offene) Beziehung - Ja oder Nein?
Schritt 5: Trefft alle notwendigen Vorkehrungen, um die Zukunft harmonisch zu gestalten
Je nachdem, für welche Form der Beziehung ihr euch entschieden habt oder ob die Trennung für euch die stimmigste Wahl ist, gilt es nun alle notwendigen Vorkehrungen zu treffen, um die Zukunft so harmonisch wie möglich zu gestalten.
- Wenn ihr euch für den Fortbestand der offenen Beziehung entschieden habt, dann solltet ihr euch in einer ehrlichen Kommunikation üben und regelmäßig über Regeln, Bedürfnisse und Absprachen austauschen. Nur so könnt ihr garantieren, dass sich die Polyamorie für euch beide stimmig anfühlt und dass keine unguten Gefühle und emotionalen Verletzungen mehr entstehen.
- Wenn ihr von nun an eine monogame Beziehung führen möchtet, dann gilt es auch hier stimmige Absprachen zu treffen und ein gesundes Vertrauensverhältnis aufzubauen. Auch Routinen können euch dabei helfen, um wieder mehr Nähe zuzulassen.
- Solltet ihr euch für die Trennung ausgesprochen haben, weil eure Vorstellungen von einer glücklichen Beziehung zu unterschiedlich sind, muss natürlich auch hier alles in die Wege geleitet werden. Umzug, Finanzen und andere Themen sollten dann in Ruhe von euch geklärt werden. Arbeitet hier zusammen als Team, um die Trennung harmonisch zu meistern.
Unser Fazit
Gegen eine offene Beziehung spricht nichts, solange alle Beteiligten damit glücklich sind. Sollte es zu Unstimmigkeiten, unguten Gefühlen und emotionalen Verletzungen kommen, dann ist es an euch etwas an dieser Situation zu verändern und eine stimmige Lösung für die Zukunft zu finden. Wie dies genau funktionieren kann haben wir euch in diesem Blog-Artikel im Detail gezeigt.
Wenn ihr nach diesem Beitrag etwas zum Thema Glückliche Beziehung führen erfahren möchtet, dann könnt ihr gerne mal in unserem Blog vorbeischauen. Auch zum Thema neue Beziehung könnt ihr bei uns einige Inhalte finden - zum Beispiel: "Diese 10 Fragen solltest du dir und deinem Partner am Anfang einer neuen Beziehung unbedingt stellen". Wenn ihr lieber Podcasts hört, dann werdet ihr auch hier bei uns fündig. Wir sprechen jede Woche über ein neues spannendes Thema rund um die Beziehung. Hört also gerne mal rein, wenn ihr euch wirksame Tipps für einen harmonischen Alltag wünscht!