In einer Partnerschaft kann es immer mal wieder zu Konflikten und Streitigkeiten kommen. Diese entstehen beispielsweise durch Stress auf der Arbeit, andauernde Meinungsverschiedenheiten, Missverständnisse oder klares Fehlverhalten. Damit solche Herausforderungen nicht zur Belastungsprobe für eure Beziehung werden, solltet ihr euch aktiv hierüber austauschen. Konflikte verschwinden schließlich nicht einfach so. Auch das Vermeiden von Konflikten führt erfahrungsgemäß nicht zu einer nachhaltigen Lösung, sondern bewirkt eher, dass die beteiligten Personen ihre Interessen nicht aussprechen und die Harmonie so gestört wird.
Wir zeigen euch in diesem Artikel, welche Methoden zur Konfliktbewältigung sich in der Praxis schon bewährt haben. Außerdem stellen wir euch unsere 6-Schritte-Methode vor, durch die Streitigkeiten nachhaltig gelöst werden können. Dadurch führt eine harmonische Beziehung und könnt - falls es doch einmal zum Streit kommen sollte - jeden Konflikt lösen.
Inhalt im Überblick:
Vielfältige Methoden zur Konfliktbewältigung
Konflikte sind etwas zwischenmenschliches und können in jedem Lebensbereich auftreten. Daher lassen sich viele verschiedene Ansätze identifizieren, die man als Paar nutzen kann, um sich einem Streit zu stellen und diesen zu lösen. Diese werden oftmals auch im Unternehmenskontext genutzt.
Harvard-Methode
Ein Beispiel für eine solche Methode zur Konfliktbewältigung ist die Harvard-Methode, welche keinen Kompromiss anstrebt, sondern den maximalen Nutzen für alle beteiligten Personen generieren soll. Es soll folglich eine Win-Win-Lösung gefunden werden. Hierzu müssen vier Voraussetzungen erfüllt werden. Erstens sollen die Konfliktparteien und ihre Interessen getrennt voneinander betrachtet werden. Zweitens sollte man sich auf deren Interessen fokussieren. Drittens sollten gemeinsam passende Entscheidungsmöglichkeiten entwickelt werden. Viertens ist es wichtig, auf die Anwendung neutraler Beurteilungskriterien zu bestehen. Mithilfe dieser Bedingungen ist es also möglich, gute Lösungen zu finden. Daher wird das Mittel auch häufig im Unternehmenskontext eingesetzt.
KULT-Modell
Das KULT-Modell beinhaltet vier wesentliche Schritte zur Konfliktbewältigung: Klärung, Ursachen, Lösung und Transfer. Diese Schritte werden im Konfliktgespräch durchlaufen. Bei der Klärung geht es darum zu ergründen, worin der Konflikt genau liegt. Anschließend können die Ursachen aufgedeckt werden, die den Streit begründen. Dies kann entweder eigenständig oder mit professioneller Hilfe erfolgen. Hat man alle Gründe gefunden, kann anschließend eine Lösung für die Situation gefunden werden. Hierbei sind alle Beteiligten gefragt. Zuletzt muss die gefundene Lösung in die Praxis umgesetzt werden. Dieser Transfer führt manchmal dazu, dass neue Herausforderungen entstehen. Hier wird der Prozess dann von Neuem durchgespielt.
Eisberg-Modell
Beim Eisberg-Modell sollen die verdeckten Problemquellen aufgedeckt werden. Der Eisberg als solcher verdeutlicht dabei, dass nur ein kleiner Teil des Konflikts sichtbar ist und dass die Ursachen hierfür häufig verborgen sind und sinnbildlich unter der Wasseroberfläche liegen. Die Sachebene - also der sichtbare Teil des Eisbergs - beinhaltet dabei den Inhalt der Kommunikation. Die Beziehungsebene - also der im Wasser verborgene Teil - bezieht sich auf die eigentliche Botschaft sowie Gefühle, Stimmungen und Empfindungen. Gibt es Störungen zwischen beiden Ebenen, kann es zu Herausforderungen kommen. Das Modell verdeutlicht dadurch, welchen großen Einfluss die Beziehungsebene in der Kommunikation hat.
LEAF-Methode
Durch die LEAF-Methode können Konflikte im Anfangsstadium gelöst werden. Dies gelingt durch die vier Phasen Listen, Empathize, Apologize und Fix. Es gilt also aktiv zuzuhören, sich in die Lage der anderen Person hineinzuversetzen, sich richtig zu entschuldigen und zuletzt eine Lösung zu finden bzw. den Konflikt wiedergutzumachen. Die Methode ist besonders geeignet, um Missverständnisse und Kommunikationsfehler zu lösen. Außerdem unterscheidet sie sich von eingefahrenem Konfliktverhalten wie der Selbstverteidigung beim Streit oder dem sprachlichen attackieren des Konfliktpartners. Durch die LEAF-Methode können diese Verhaltensweisen durchbrochen werden.
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Die 6-Schritte-Methode der Lebensidealisten
Konflikte zeichnen sich durch eine eingefahrene Kommunikation, Sticheleien, Desinteresse, eine unterschwellige Spannung und starke Gefühle wie Wut, Trauer und Angst aus. Je früher ein solcher Streit erkannt wird, desto besser. Aber auch wenn ihr euch bereits in einer Konfliktspirale befindet, könnt ihr den Streit lösen. Hierzu eignet sich die 6-Schritte-Methode, die wir euch nachfolgend Schritt für Schritt vorstellen.
Schritt 1: Führt ein Konfliktgespräch
Der erste Schritt zur Bearbeitung und Auflösung eines Konfliktes besteht darin, dass ihr euch als Paar zusammensetzt und ein Gespräch führt. Dadurch lasst ihr den Streit nicht auf sich beruhen, sondern könnt aussprechen, was ist. Wir sehen die gemeinsame, bewusste Kommunikation als Schlüssel zur Lösung eines Konfliktes.
Für euer Streitgespräch kann es passend sein, wenn ihr vorab ein paar Gesprächsregeln festlegt. Diese hängen ganz von euch ab und von den Dingen, auf die ihr währenddessen Wert legt. Ihr könnt beispielsweise abmachen, dass ihr einander ausreden lasst und es keine Beleidigungen oder Sticheleien geben soll. Wichtig ist, dass diese Gesprächsregeln für euch beide rundum stimmig sind.
Schritt 2: Versucht einander zu verstehen
In eurem gemeinsamen Gespräch kommt es darauf an, dass ihr euch nicht nur auf eure eigene Haltung bezieht, sondern auch versucht eure Partnerin oder euren Partner zu verstehen. Hierzu könnt ihr die folgenden Fragen nutzen:
- Was könnten die guten Absichten der anderen Person sein?
- Warum hat sie / er auf diese Weise gehandelt?
- Welches Ziel wollte die andere Person mit ihrem Verhalten erreichen?
- Welche Gefühle hat dieses Verhalten bei mir ausgelöst?
- Welche unguten Gefühle könnten durch mein eigenes Verhalten bei der anderen Person entstanden sein?
Es geht bei diesem Schritt nicht darum die Schuld auf die andere Person zu schieben, sondern ihre Meinung anzuerkennen und ihr Handeln aus guten Absichten heraus zu unterstellen. Im SystemEmpowering gibt es keine Schuld. Schließlich handelt niemand absichtlich schlecht oder möchte einen anderen Menschen bewusst emotional verletzen. Jeder Mensch tut in jedem Moment das beste für sich und was er/sie kann. Wenn ihr einander versteht, dann könnt ihr noch offener über eure eigenen Gefühle und eure Gedanken sprechen. Auch wird ein klares und ehrliches Aussprechen von Wünschen so möglich.
Schritt 3: Findet die Ursachen
Der nächste Schritt besteht darin, dass ihr die Ursachen für euren andauernden Konflikt findet. Im SystemEmpowering bilden die Systemgesetze das Fundament eurer Beziehung. Diese Systemgesetze beinhalten entscheidende Grundbedürfnisse wie Zugehörigkeit, Anerkennung, Wertschätzung, Respekt und das Gleichgewicht von Geben und Nehmen.
Die Voraussetzung zur Auflösung eines Konflikts besteht im SystemEmpowering darin, dass es mal gut war und dass die Systemgesetze erfüllt werden. Das ist aus dem Grund so wichtig, weil die Konfliktparteien dadurch automatisch die wertschätzende Haltung einnehmen und die Betrachtung des Konfliktes nicht aus dem Leid heraus geschieht. Das macht die Lösung des Konfliktes deutlich schwerer oder kann sie sogar verhindern. Daher solltet ihr als Paar versuchen den Punkt in eurer Vergangenheit zu finden, an dem es mal gut war. Er liegt häufig vor dem ersten Streit, den ihr als Paar hattet.
Von diesem Punkt aus könnt ihr euch innerlich in Richtung Gegenwart bewegen. Wann kam es zum ersten Streit? Was war der Auslöser hierfür? Wurde der erste Konflikt in eurer Beziehung nicht richtig gelöst, kann er noch heute belastend für euch sein. Das ist er übrigens auch dann, wenn es sich nur um eine Kleinigkeit gehandelt hat, wegen der ihr gestritten habt. An diesem Moment solltet ihr nun ansetzen und die erste entstandene emotionale Verletzung in eurer Beziehung lösen.
Schritt 4: Übernehmt Verantwortung
Um einen Konflikt zu lösen solltet ihr Verantwortung für die unguten Gefühle und den Schmerz übernehmen, die bei der anderen Person während eines Streits entstanden sind. Dies gelingt dadurch, dass die verletzte Person ihr Leid zeigt und die entstandene Trauer, Wut oder Angst anteilig an die andere beteiligte Person abgibt. Die verursachende Person sieht das Leid und kann die entstandenen unguten Gefühle anteilig annehmen.
Dieser könnte beispielsweise so ablaufen:
Person A: Als ich dir meine Ansicht vorhin geschildert habe, hast du gesagt „hör doch auf mit dem Stuss“. Das hat bei mir ungute Gefühle ausgelöst. Ich habe ein komisches Gefühl im Bauch bekommen und mir ist ein bisschen schlecht geworden.
Person B: Es war nicht meine Absicht, dass du dich in dieser Situation so fühlst. Es tut mir leid! Hätte ich gewusst, dass meine Verhaltensweise dich so verletzt, hätte ich mich ganz anders verhalten und nochmal gefragt, wie du zu deiner Ansicht gekommen bist.
Habt ihr auf diese Weise eine emotionale Verletzung gelöst und wieder ein neutrales oder sogar positives Gefühl, könnt ihr innerlich weiter in Richtung Gegenwart gehen. Entdeckt ihr eine neue emotionale Verletzung, könnt ihr diese erneut mit der vorab beschriebenen Vorgehensweise auflösen. So löst ihr nach und nach alle Konflikte auf.
Schritt 5: Findet passende Lösungen
Wenn die emotionalen Verletzungen gelöst sind, dann könnt ihr als Paar noch harmonischer kommunizieren. Außerdem nehmt ihr eine gestärkte Haltung ein und behandelt einander mit Respekt und Wertschätzung. Das gelingt insbesondere dann, wenn ihr euch über eure Werte austauscht und diese versteht und seht.
Damit es in der Zukunft nicht noch einmal zu Streitigkeiten kommt, könnt ihr daran arbeiten eine geeignete Lösung für eure Situation zu finden. Das gelingt, indem ihr euch die Lösungsvorschläge der anderen Person anhört. Anschließend könnt ihr gemeinsam eine stimmige Lösung erarbeiten und zum Beispiel einen Kompromiss finden, der für euch beide stimmig ist. Achtet darauf, dass ihr euch auch für neue Dinge öffnet und sie nicht von vorn herein ausschließt. Vielleicht hat einer von euch Vorurteile gegenüber einer Lösung oder verbindet damit negative Erfahrungen. Sollte dies der Fall sein, könnt ihr diese Dinge mit der SystemEmpowering Methode lösen und dann gegebenenfalls den vorgeschlagenen Lösungsansatz annehmen.
Schritt 6: Nehmt Hilfe an
Manchmal sind Konflikte schon so weit eskaliert, dass man sich in einer Konfliktspirale befindet. Eine harmonische Kommunikation und ein zielführendes Streitgespräch ist dann nicht mehr möglich. Eine Deeskalation der Situation könnte dann mit einer unabhängigen dritten Person erreicht werden. Ein Coach kann euch außerdem passende Tipps geben, die euch als Paar noch näher zusammenführen. Zusätzlich erlernt ihr in der Paarberatung eine geeignete Methode, die ihr selbst anwenden könnt, um Konflikte und Streitigkeiten auch in Zukunft zu lösen. So wird eure Beziehung nicht noch einmal belastet.
Unser Fazit
Ein Konflikt ist gewiss nichts angenehmes und kann schnell für alle Beteiligten zu einer Belastung werden. Daher ist es wichtig, dass man den Streit nicht vernachlässigt, sondern sich bewusst den Ursachen widmet und diese löst. Nur so kann eine nachhaltige Lösung erreicht werden.
Wenn ihr gerne mehr zu diesem Thema erfahren möchtet, dann hört unbedingt mal in unseren Podcast rein oder schaut in unserem Blog-Bereich vorbei. In unserem Artikel „Richtig streiten - So kann man ein Streitgespräch führen“ erhaltet ihr noch weitere Impulse für euer harmonisches Konfliktgespräch und lernt, wie ihr Konflikte lösen könnt.