Der Auszug der eigenen Kinder stellt den Alltag für viele Eltern auf den Kopf. Nun ist es nicht mehr die wichtigste Aufgabe, die Kinder nach der Schule zu betreuen oder sich um das Abendessen für die gesamte Familie zu kümmern. Stattdessen treten die eigenen Bedürfnisse wieder in den Vordergrund und man hat mehr (Frei-)Zeit über, was im ersten Moment oft komisch erscheint. Genau diese Phase, in der die Kinder ausziehen bzw. ausgezogen sind und man als Liebes- und Elternpaar unabhängig wird, wird vielfach als „Empty-Nest-Syndrom“ bezeichnet. Gerade für die Mütter ist dieser Lebensabschnitt oft schwierig, da der Weggang der Kinder manchmal nur schwer verkraftet werden kann. Dann sind Trauer und Sorgen stets präsent.
Für das Elternpaar steht nach dem Auszug der Kinder eine neue Phase bevor, die herausfordernd und schön zugleich sein kann. Häufig hat hier jedes Elternteil ein ganz eigenes Bild davon, wie es fortan weitergehen soll. Jeder malt sich die Zukunft etwas anders aus, weshalb der rechtzeitige Austausch hier entscheidend ist. Damit die Kommunikation gelingt und ihr Klarheit über eure Zukunft erhaltet, erklären wir euch in diesem Artikel, wie ihr diese neue Situation meistern könnt und es schafft gut mit den verschiedenen Vorstellungen auf die Zeit “nach den Kindern” umzugehen.
Inhalt im Überblick:
Die Herausforderung: Die Kinder sind aus dem Haus, das Liebespaar kehrt zurück
Wenn man eigene Kinder hat, dann kommt es oftmals beim Elternpaar zur Aufgabenteilung, um den Alltag möglichst gut zu bewältigen. Eine Person ist dann häufig dafür verantwortlich die Familie zu ernähren und geht daher in Vollzeit arbeiten. Die Konsequenz ist hier oft, dass sie die Kinder seltener bzw. nur in den Abendstunden sieht. Die andere Person kümmert sich hingegen die meiste Zeit um die Kinder und hat dafür ihre Karriere zurückgestellt oder ist zum Beispiel in eine Teilzeitbeschäftigung übergegangen. Häufig sind die Rollen so verteilt, dass der Mann sich der Arbeit verschreibt und die Frau die Erziehung und die Kinderbetreuung übernimmt.
Sind die Kinder ausgezogen, dann entsteht bei der Person ohne den Karriereweg oftmals eine Leere - häufig betrifft das die Mütter. Vorher war es ihre tägliche Aufgabe, sich um die Kinder zu sorgen, auf ihre Wünsche und Bedürfnisse einzugehen und sie zu unterstützen. Doch was kommt nun? Betroffene hinterfragen in dieser neuartigen Situation häufig den Sinn und ihre eigene Bestimmung. Fraglich ist, welche Aufgabe einem nun zukommt und wie es weitergeht.
Hinzu kommt, dass sich das Liebespaar durch die lang anhaltende Trennung der Zuständigkeiten (einer kümmert sich um die Kinder, der andere um die Karriere) häufig aus den Augen verliert. Beide Partner „funktionieren“ dann zwar in ihren jeweiligen Rollen, aber es wird sich gerade als Elternpaar nur wenig Zeit für die Beziehung genommen. Das lässt sich damit erklären, dass die Kinder im Mittelpunkt des Alltags standen. Doch nun ändert sich diese Situation und für das Liebespaar kommt die Frage auf, was die nächsten Ziele und Meilensteine sind.
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Die Folgen: Die Zukunft scheint ungewiss und unvorhersehbar zu sein
Sind die angesprochenen Thematiken bei euch aktuell präsent, dann kann das verschiedene Folgen mit sich bringen. Häufig ist die Unsicherheit in Bezug auf die Zukunft und auch darauf, wie es mit der Beziehung weitergehen soll, sehr präsent. Womöglich besteht sogar aktuell bei einer oder bei beiden Personen, dass sie sich nicht mehr so richtig als Liebespaar fühlen. Dieser Mangel kommt häufig dadurch zustande, dass jeder zuletzt seine eigenen Zuständigkeiten hatte. Zeit zu zweit, Momente voller Unbeschwertheit und innige Liebe lassen hier manchmal nach. Als Paar steht man dann vor der Herausforderung, diese Dinge wieder in den Alltag zu integrieren und die Beziehung zu stärken.
Manche Paare haben allerdings auch damit zu kämpfen, dass die Vorstellungen in Bezug auf die Zukunft voneinander abweichen. Eine Herausforderung könnte zum Beispiel sein, dass die eine Person die Notwendigkeit nicht sieht, bestehende Aufgaben neu zu ordnen oder allgemein über die Aufgabenverteilung zu sprechen. Möglich ist aber auch, dass es immer wieder zu Streitigkeiten und Auseinandersetzungen kommt, weil die Person, die sich vorher um die Kinder gekümmert hat, nun weiterhin Zuhause bleiben möchte / wieder arbeiten möchte.
Ist die Situation angespannt und sind die Unsicherheiten regelmäßig ein Thema, dann entstehen oftmals viele ungute Gefühle und auch emotionale Verletzungen. Gerade bei der Person, die sich vorher um die Kinder gekümmert hat, besteht dann manchmal die Angst, dass sie sich auch weiterhin leer fühlt und keine richtige Aufgabe für sich identifizieren kann. Auch die Trauer darüber, dass die Kinder weg sind und man den Alltag nun neu ordnen muss, ist weiterhin präsent und einnehmend. Gerade der fehlende Trubel im Haus oder die veränderten Routinen können einen dann ständig an die eigene Trauer erinnern. Zuletzt ist auch Wut ein häufiges Thema. Diese bezieht sich beispielsweise darauf, dass man sich als Elternpaar nicht einig ist, wie es nun weitergehen soll. Es kann sich aber auch Wut entwickeln, weil beispielsweise das Gefühl besteht, dass die Partnerin / der Partner nicht genug auf einen eingeht bzw. dass die Partnerin / der Partner sich keine neue Zuständigkeit sucht. Dann wird manchmal auch die Beziehung oder Ehe infrage gestellt.
Die Lösung: Tipps für eure Liebesbeziehung und die Zukunft
Um diese Phase zu überstehen und Klarheit in Bezug auf die Zukunft zu erhalten, sind verschiedene Strategien möglich. Wir haben euch nachfolgend eine kleine Auswahl an Tipps zusammengestellt, die ihr ganz einfach umsetzen könnt, um eure glückliche Beziehung zu stärken.
Sucht zeitnah das Gespräch mit eurer Partnerin oder eurem Partner
Wenn ihr euch in der aktuellen Situation unwohl fühlt und den Wunsch habt, eine Veränderung zu bewirken, dann würden wir euch dazu raten das Gespräch mit der anderen Person zu suchen. Während des Austauschs solltet ihr unbedingt darauf achten, dass ihr euch mit Wertschätzung und Anerkennung begegnet und die Meinung eurer Partnerin / eures Partners akzeptiert. Es ist in Ordnung, dass ihr unterschiedliche Vorstellungen in Bezug auf die Zukunft habt. Wichtig ist nur, dass ihr euch darüber austauscht und offen seid, um geeignete Lösungen zu finden.
Setzt euch mit entstandenen emotionalen Verletzungen und unguten Gefühlen auseinander
Wenn durch die verschiedenen Zukunftsvorstellungen Unwohlsein und ungute Gefühle entstanden sind, dann solltet ihr diese zeitnah lösen. Andernfalls können diese eure Beziehung längerfristig belasten und die Kompromissfindung für die Zukunft erschweren. Zur Auflösung von emotionalen Verletzungen würden wir euch die SystemEmpowering Methode empfehlen. Dadurch arbeitet ihr nicht oberflächlich, sondern löst die Belastungen tiefgreifend auf und sorgt dadurch für nachhaltige Veränderungen.
Tauscht euch in Ruhe über eure Vorstellungen für die Zukunft aus
Wie bereits erwähnt ist es völlig in Ordnung, dass ihr in Bezug auf die Zukunft verschiedene Vorstellungen habt. Die eine Person erwartet womöglich, dass nun beide wieder in Vollzeit arbeiten, während die andere Person den Wunsch hat, auch weiterhin weniger zu arbeiten und sich nun neuen Themen zu widmen. So oder so ist es von übergeordneter Bedeutung, dass ihr Lösungen für diese Situation findet und gegebenenfalls für euch stimmige Kompromisse eingeht. Manchmal ist es sinnvoll in so einer Situation zuerst für sich zu reflektieren (und aufzuschreiben), welche Vorstellungen und Wünsche man hat. Anschließend ist der Abgleich mit der Partnerin oder dem Partner noch leichter.
Etabliert neue Aufgaben und neue Routinen
Dadurch, dass die Kinder nun aus dem Haus sind, verändert sich natürlich auch euer Alltag. Ihr könnt es euch nun zur Aufgabe machen und neue Routinen etablieren, die euch als Paar stärken und euch gut tun. Gerade für die Person, die sich vorher vorrangig um die Erziehung gekümmert hat, sind neue Routinen sehr wichtig, um eine neue Identität zu bekommen und den Alltag neu zu ordnen. Bei der Entwicklung neuer Regeln und Abläufe ist es sehr wichtig, dass ihr stets prüft, ob diese für euch wirklich rundum stimmig sind.
Schlagt neue Wege ein, um als Liebespaar wieder zueinander zu finden
Für manche Paare ist es nach dem Auszug der Kinder zuerst einmal komisch, wieder „alleine“ im Haus zu sein. Womöglich kennt man dieses Gefühl gar nicht mehr so richtig. An euch ist es nun, dass ihr euch wieder bewusst Zeit füreinander nehmt und die Dinge tut, die euch als Paar verbinden und die für euch wichtig sind. Ebenfalls könnt ihr euch mit euren Zielen, Visionen und Werten beschäftigen und euch über diese austauschen, um die Beziehung weiter wachsen zu lassen. So stärkt ihr eure Liebesbeziehung nachhaltig und von Grund auf.
Unser Fazit
Der Auszug der Kinder bringt oft einen nicht zu unterschätzenden Wandel für den Alltag des Elternpaares mit sich. Aufgaben müssen anders geordnet und Routinen neu entwickelt werden. Auch steht man nun vor der Aufgabe, sich als Paar wieder näher zu kommen und zusammen zu finden. Das ist manchmal gar nicht so einfach, wie es zuerst klingt. Sollte die aktuelle Situation für euch herausfordernd sein, könnt ihr die Tipps nutzen, die wir euch in diesem Blog-Artikel näher gebracht haben. Falls ihr euch professionelle Hilfe wünscht, könnte außerdem unser Coachingangebot für euch interessant sein (Einzelcoaching, Paartherapie, Elterntherapie oder Familientherapie). Wenn ihr Interesse an einer Paartherapie habt, dann vereinbart gerne einen Kennentern-Termin mit uns. Wir freuen uns auf euch!
Solltet ihr mehr über dieses spannende Thema erfahren wollen oder euch weiteres Wissen rund um die Erziehung und das Familienleben wünschen, schaut euch gerne in unserem Blog um. Dort haben wir als Paartherapeuten schon einige Inhalte hierzu erstellt und erklären euch beispielsweise, wann der richtige Zeitpunkt zur Familiengründung gekommen ist, wie ihr am besten mit Streitsituationen umgeht und wann sich eine Familientherapie eignet. Auch in unserem Podcast findet ihr einige spannende Folgen rund um das Leben als Familie. Hört dort also aus gerne mal rein, sollte euch das näher interessieren!