Podcast: Kann man eine Fehlgeburt durch eine Paartherapie verarbeiten?

liebevoll verfasst von 
Florian
Aktualisiert am 07. Februar 2024,  veröffentlicht am 3. Juni 2021 in ,
 veröffentlicht am 3. Juni 2021 in
Höre diese Folge auf deinem Lieblingskanal:
google podcasts badge@8x 1024x260 1
spotify podcast badge blk grn 330x80 1
DE Apple Podcasts Listen Badge RGB

Kann man eine Fehlgeburt durch eine Paartherapie verarbeiten?

Viele Paare haben den Wunsch, mal gemeinsam ein Kind zu bekommen. Doch es kommt leider auch manchmal vor, dass ein Kind es nicht auf die Welt schafft.

Diese Nachricht ist ein großer Schock für ein werdendes Elternpaar - man mag sich gar nicht vorstellen, was das für eine schwere Zeit sein muss.

Über Fehlgeburten wird in der Gesellschaft viel zu wenig gesprochen und viele denken, dass man zu einem Kind in einer so kurzen Schwangerschaft noch keine Bindung aufbauen kann.

Doch auch in kürzester Zeit ist bereits eine Bindung zum Kind vorhanden. Dieses Unverständnis belastet betroffene Paare zusätzlich stark.

In dieser schweren Zeit kann es hilfreich sein, sich professionelle Hilfe in Form einer Familientherapie zu holen, um mit diesem Schlag besser umgehen zu können und die Trauer vernünftig zu verarbeiten.

Mit der heutigen Folge möchten wir euch zeigen, was eine Fehlgeburt mit Betroffenen macht, wie man die Trauer in einer Paartherapie verarbeiten kann und wie ihr mit euren Unsicherheiten vor der Paartherapie umgehen knnt.

Es ist wichtig, nach diesem großen Verlust irgendwann wieder nach vorne zu schauen und wieder kraftvoll zu werden.

Mit einem Coach an der Hand können Verletzungen aufgelöst werden und man kann gemeinsam ein neues, stabiles Beziehungsfundament errichten.

Mehr zum Thema einseitiger Kinderwunsch kannst du in unserem Blog erfahren!

Unterhalb findet ihr das Transkript dieser Folge.

Hallo und herzlich Willkommen zu dieser neuen Podcast-Folge bei den Lebensidealisten! In dieser Folge soll es um das Thema gehen: „Totgeburt oder Fehlgeburt: Wie könnt ihr diese als Paar nachhaltig verarbeiten?“. Emotionalen Verletzungen und Gefühle wie Wut, Ärger, Traurigkeit, Ängste vor der Zukunft (vielleicht was passiert bei einer neuen Schwangerschaft) – Wie könnt ihr das für euch lösen und als Paar nachhaltige verarbeiten?

Viele Paare haben den Wunsch gemeinsam ein Kind zu bekommen. Aber manche Paare erleben es leider, dass das Kind es nicht auf die Welt schafft. Dieses Thema möchten wir heute im Podcast nochmal etwas näher erläutern. Dazu ist mir gleich am Anfang auch eine Geschichte in den Sinn gekommen. Wir haben eben darüber noch gesprochen, dass das ganze Thema Fehlgeburt / Totgeburt ein Thema ist, was in unserer Gesellschaft leider noch gar nicht so präsent ist. Darüber wird zu wenig gesprochen. Wenn man aber doch mal im näheren Umfeld so bei sich selbst schaut und gerade vielleicht auch mit dem Thema Schwangerschaft sich beschäftigt, dann wird einem doch klar, dass es gar nicht so selten ist, dass eine Fehlgeburt eine Familie betreffen kann.

traurige frau weint bei streitgespraech mit ihrem partner ueber die beziehungsprobleme

Unsere Erfahrungen mit den Themen "Schwangerschaft" und "Geburt": Ein kleiner Einblick

Wir hatten gerade die Geschichte mit unserem Sohn, als ich schwanger geworden bin und ich den positiven Schwangerschaftstest in der Praxis gemacht habe –damals vor Corona vor einigen Jahren durfte man noch zusammen zum Arzt. Ich hatte Zuhause schon einen Test gemacht und dann noch in der Praxis. Für mich war in dem Moment einfach klar: Positiver Schwangerschaftstest in meiner kleinen heilen Welt, jetzt bin ich schwanger und jetzt geht das Ereignis „Schwangerschaft“ los. Es war eigentlich eher so eine Bestätigung noch, dass das alles jetzt so ist. Schwangerschaft heißt automatisch „es kommt ein Baby gesund zur Welt“ – für mich war das so der Fall, in meinem Kopf. Gestoppt wurde dieser Gedanke so ein bisschen in dem Moment, als der Arzt vor der Untersuchung in dieses Behandlungszimmer hineinkam und dann sagte: „Sie haben einen positiven Schwangerschaftstest, aber ich gratuliere noch nicht, das heißt ja noch nichts.“ Das fand ich in dem Moment total verletzend, weil ich dachte „also er hat gesagt er möchte mir oder uns nicht gratulieren“, das fand ich schon irgendwie total makaber. Das hat mir in dem Moment auch irgendwie Angst gemacht, weil ich dachte: Stimmt irgendwas nicht? Was meint er damit? Das war so der Moment, wo mir klar war das erste Mal „okay, es ist doch alles komplizierter als gedacht oder könnte komplizierter werden“.

Letztendlich sind wir sehr dankbar, es ist alles gut gegangen. Unser Kind einige Monate später gesund auf die Welt gekommen. Aber es ist trotzdem ein komisches Gefühl von ärztlicher Seite einmal so den Blickwinkel zu bekommen und das so plötzlich überraschend.

Der Totgeburt oder Fehlgeburt einen Platz geben: So kann es gelingen

Wir hatten dasselbe auch im Freundeskreis schon, dass ein Paar von uns leider das erlebt hat, dass sie das Kind sehr spät verloren haben. Das sind Momente, gerade wenn man selber dann ein Kind hat, die einen natürlich auch sehr berühren und die auch bei uns im Coaching ab und zu immer mal wieder ein Thema sind. Deswegen wollen wir darauf heute nochmal genauer eingehen, weil das schon eine krasse Belastung ist.

Ich finde immer: Geburt und Sterben sind so Ereignisse, die in der Gesellschaft keinen Platz haben, die aber einen total durchrütteln und erschrecken. Und sie zeigen mal wieder, dass man doch nicht alles im Leben bestimmen kann. Also bei der Geburt meintest du eben Tot- oder Fehlgeburt hat keinen Platz, oder? Die Geburt, wenn alles gut geht, hat ja schon einen Platz. Ich meinte jetzt, dass man auf die Geburt letztendlich auch nicht immer zu 100% Einfluss hat. Also auf die Welt kommen und von der Welt weggehen, dass das noch sozusagen zwei Prozesse sind, die man nicht bis aufs Letzte sozusagen bestimmen kann. Man ist ja doch gewöhnt, dass man sonst für alles auf der Welt eine Lösung hat. 

Da vielleicht noch mal zu unserem befreundeten Paar: Die sind auch beide Coaches, von daher ist es vielleicht für euch interessant. Die gehen auch sehr offen mit dem Thema um. Wenn euch das betrifft, dann könnt ihr uns auch gerne eine Nachricht schreiben. Unser guter Freund hat dazu ein größeres eBook geschrieben, das senden wir euch dann gerne mal. Dann könnt ihr einfach mal bei einem Paar, was das erlebt hat und was einfach die Coachingerfahrung und die Voraussetzungen mitbringt, das nachhaltig und gut zu verarbeiten, die Geschichte von den beiden nachlesen. Wie sie es gemacht haben, wie sie es geschafft haben, was deren Prozess war – vielleicht hilft das dem einen oder anderen nochmal, diese etwas intensiver beschriebene Geschichte nachzulesen.

trauriges paar troestet sich gegenseitig im wohnzimmer lebensidealisten neumuenster

Die Geschichte aus einem Coaching: Diese Auswirkungen kann eine Fehlgeburt haben

Mir fällt da ein aktuelles Coaching ein, bei dem nochmal klar wird, welche Spätfolgen das auch letztendlich für das Paar und auch für nachfolgende Geschwisterkinder hat, wenn man eine Totgeburt oder eine Fehlgeburt nicht nachhaltig verarbeitet. Da war es so, da ist die große Schwester von demjenigen, den ich im Coaching habe, kurz nach der Geburt verstorben. Das ist damals als Totgeburt betitelt worden und es gab auch keine Trauerfeier, keine Beerdigung. Also dem wurde damals nicht viel Zeit beigemessen oder nicht viel Anerkennung geschenkt, dass da eigentlich schon ein fertiger Mensch zur Welt gekommen ist, der auch schon einen Namen bekommen hat. Das ist ja nochmal wieder was ganz anderes.

Die Fehlgeburt kann verschiedene Ausweitungen auf die gesamte Familie haben

Die Mutter konnte dieses Ereignis nicht nachhaltig verarbeiten und hing seitdem ihr Leben lang in der Traurigkeit fest. Sie hatte natürlich in den zwei nachfolgenden Schwangerschaften enorme Angst davor, dass so etwas wieder passiert, weil natürlich auch nicht das Wissen und die Technik von heute besteht. Heute passiert sowas deutlich seltener, es wird ja auch ganz anders überwacht in der Schwangerschaft. Die Lunge hat sich nicht geöffnet – ein Problem, was sicherlich heute auch noch auftreten kann, aber wo wir heute natürlich medizinisch ganz andere Maßnahmen haben, als wenn man jetzt mal 50 Jahre zurückgeht. Was hat sich daraus ergeben? 

  • Die Mutter hat tatsächlich, so beschreibt das mein Klient, dadurch psychische Erkrankungen in der Folge entwickeln, weil sie mit dieser großen Traurigkeit für sich nicht zurechtgekommen ist und sie auch von ihrem Mann oder ihren Eltern keine begleitende Unterstützung bekommen hat, um diese Traurigkeit zu verarbeiten.
  • Dann war das eine Zeit, wo viel Arbeit angesagt war, Wiederaufbau und so weiter. Also es gab auch nicht irgendwie viel Zeit sich auszuruhen und zu sagen „ich nehme eine Auszeit, ich fahre mal in den Urlaub und komme mal runter, verarbeite das, nehme mir mal Zeit für mich“. Das war auch nicht da. 
  • Dann hat sie diese Angst in die anderen Schwangerschaften mitgenommen und ein bisschen, dass sie dann meine Klienten nicht annehmen konnte, als er geboren wurde, was sicherlich Anteile hatte aus der entstandenen psychischen Erkrankung, aber auch zum Selbstschutz, um sich selbst ein Stück weit abzukoppeln. Es waren vor allem die ersten 3 Monate, wo sie ihn nicht annehmen konnte. Das ist vielleicht so die Zeit, wo ihre Angst noch ganz besonders stark war, dass da was passieren könnte. So wie wir heute ja so in den ersten 12 Wochen der Schwangerschaft immer recht vorsichtig damit sind das groß zu verkünden, weil man sagt „ da kann noch so viel passieren“, so hatte sie wahrscheinlich das Gefühl in den ersten drei Monaten „ich nehme ihn mal nicht so an und mache meine Liebe sofort auf und schließe ihn in mein Herz, denn es könnte ja passieren, dass er vielleicht auch stirbt und dann habe ich wieder diese starke Verletzung, ein zweites Mal verkrafte ich das nicht“.
  • Das hat sich bei ihr durchs ganze Leben gezogen. Bei ihm hat sich das letztendlich durch das Gefühl der Suche nach Liebe und der Suche nach Urvertrauen auch durch das ganze Leben gezogen, was wir jetzt dann für ihn nochmal aufgearbeitet haben. 

Er selbst hatte eine sehr schöne Idee, als wir zu diesem Punkt schauten und gesehen haben, dass das so die Ursache dafür war, dass er eben diese Liebe und das Urvertrauen nicht bekommen hat, wie er es sich gewünscht hat – weil wir ja immer den Punkt suchen, wo war es mal gut. Da hatte er von sich aus die Idee, dass da seine Schwester erstmal natürlich einen Platz bekommt, dass er erstmal sehen kann für sich, dass er gar nicht drei Geschwister hat, sondern eigentlich vier. Also, dass sie erstmal so einen Platz bekommt. Das ist so ein wichtiger Anteil unserer Methode, dass hier jeder Platz bekommt, egal ob lebend oder tot, der hat seinen Platz im Inneren, der gehört dazu. 

Jeder Person - egal ob lebend oder tot - sollte ein Platz gegeben werden

Was heißt einen Platz bekommen? Das heißt, dass die Person sozusagen im Leben einen Platz bekommt. Das kann vielfältig ausgelegt werden, dass man vielleicht ein Foto aufstellt oder irgendwie einen Namen irgendwo aufschreibt. Das geht darum, dass wenn man die Aufzählung macht „wie viele Kinder hat man?“, dass das Kind mitgezählt wird. Es geht um das Geschwisterkinder, die vielleicht danach kommen oder die natürlich davor vielleicht da sind, dass die auch davon wissen und natürlich kindgerecht damit umzugehen wissen. Dass das Kind nicht verschwiegen wird, da geht es auch viel um die Anerkennung.

Wenn wir jetzt wieder an unseren Freund denken, dann ist das ein bisschen untypisch, das machen wir sonst so nicht, wie die das für sich dann machen. Die sagen „wir haben jetzt ein zweites Kind bekommen, was gesund zur Welt gekommen ist“. Er schreibt zum Beispiel und sagt „er ist zweifacher Vater“. Das ist gesellschaftsuntypisch. Gesellschaftstypisch wäre eher zu sagen „ich habe eine Tochter“, aber er sagt ganz klar „ich habe zwei Töchter“, so dass die erste da ihren Platz bekommt und voll in die Anerkennung geht, auch wenn sie vielleicht nicht mehr physisch auf der Welt ist, so ist sie irgendwie da gewesen. Das anzuerkennen ist ein ganz wichtiger Schritt.

Dann war seine Idee, um da seiner Schwester einen Platz zu geben und das nochmal nachhaltig zu verarbeiten, mit einem anderen Familienmitglied zusammen diese Trauerfeier und auch den Grabstein nochmal nachzuholen und zu sagen „dadurch bekommt sie ihren Platz, man kann diese Traurigkeit nachholen und das könnte einiges verändern“. 

So konnten wir die Fehlgeburt im Rahmen des Coachings verarbeiten

Wir sind jetzt im Coaching in einem Prozess, wo wir das alles innerlich durchlaufen haben und wo das für ihn auch nicht mehr gebraucht wurde. Also er konnte ihr einen Platz geben, er konnte die Traurigkeit der Mutter innerlich nach verarbeiten, auch für sich, und konnte für sich in das Gefühl gehen von der Mutter angenommen worden zu sein, so dass er das verarbeiten konnte. Die Überlegung ist jetzt noch auf dem Familiengrabstein ihren Namen hinzuzufügen, dass da letztendlich diese Anerkennung wieder da ist. Aber diese Trauerfeier und eine Rede eines Pfarrers oder Pastors, das braucht er für sein Gefühl jetzt nicht mehr.

Das war jetzt ein bisschen ausgeholt in Form einer Geschichte, aber es geht darum mal zu sehen, was das mit einem nachhaltig verändern kann oder sogar mit der nächsten Generation verändern kann, wenn man das halt eben nicht nachhaltig verarbeitet, sondern diese Traurigkeit weiter in sich trägt.

AdobeStock 139991735

Mit einer Fehlgeburt oder Totgeburt umgehen: Das kann euch helfen!

Wechseln wir jetzt noch einmal zu den Paaren, wie man das als Paar erlebt oder vielleicht als Paar damit belastet ist. Das ist denke ich für viele, die sich das jetzt anhören, noch einmal ein großes Thema. Wenn als Paar einfach so eine Belastung im Leben, so ein schlimmes Ereignis überraschend hervortritt, wie geht man damit um?

Den unterschiedlichen Umgang mit Trauer und Verlust akzeptieren

Ich glaube da ist auch die Schwierigkeit, dass da auch Mann und Frau unterschiedlich wieder miteinander umgehen. Die Frauen durchleben natürlich auch einen anderen Prozess als die Männer, natürlich durch die Geburt, die körperlichen Auswirkungen, dass da auch medizinische Interventionen stattfinden, dann natürlich auch durch die Verbundenheit durch das Kind, die einfach durch die Schwangerschaft eine andere ist. Viele Frauen berichten auch, dass sie eine Art Schuldgefühl haben, weil das Kind ja bei ihnen im Bauch war und jetzt ist das nicht gesund auf die Welt gekommen. Also ich Frage: Habe ich irgendwas falsch gemacht? Habe ich irgendwas nicht gemerkt? Hätte ich rechtzeitiger zum Arzt gehen sollen? Also auch ganz viel Angst und Zweifel an sich selber. 

Und natürlich auch die Trauerphase als Paar. Bei der Trauer, so ist meine Erfahrung im Coaching ganz häufig, ist es so, dass es Paare zusammenbringen kann, also dass Trauer verbindet, aber auch dass Trauer (auch in anderen Lebenssituationen, wenn eine Trauerphase eintritt) einen auch auseinandertreiben kann. Trauer ist auch wieder ein Ereignis, das wir sehr selten im Leben durchleben. Manche Paare jahrzehntelang nicht und dann sterben vielleicht die Eltern das erste Mal. Dann zeigt sich halt einfach, wie jeder trauert. Das kann auch anders sein, als man den anderen bisher kennengelernt hat. Also wenn ich jetzt denke „okay, wir gehen sonst in Konflikten so und so miteinander um oder wenn du traurig bist, dann kann ich dich trösten auf die Art und Weise“, aber das kann bei einer Trauerphase, wenn jemand gestorben ist, was ganz anderes sein. Da kann die Person, die eigentlich gerne in den Arm genommen werden möchte, im Moment sagen „okay, das ist mir alles zu viel, ich brauche Platz für mich, ich ziehe mich jetzt zurück. Dann stehen ganz viele Unsicherheiten und das kann dann auch in dem Sinne auseinandertreiben, weil man dann denkt „ich wünsche mir von meinem Partner, dass er so und so reagiert“ (also auch Erwartungen, die dann nicht erfüllt werden) und das wird dann vielleicht nicht erfüllt. 

Bedürfnisse und Wünsche wahrnehmen und teilen

Dann kommt es zu einer emotionalen Verletzung. Das sind zwei Hebel, die ganz wichtig sind. Das eine ist, dass einfach in der Situation – denn man kann sich schwer vorweg vorstellen, welche Bedürfnisse man wohl haben wird, wenn das eintritt, das ist einfach schwer vorstellbar (man will sich das ja auch nicht vorstellen irgendwie) – vorher nicht klar ist, was gebraucht wird. Das heißt da wird ein Stück weit Selbstreflexion gebraucht und dass man seine Bedürfnisse und Erwartungen deutlich ausspricht, dass man offen miteinander kommuniziert und sagt „ich erwarte von dir, dass…“ oder „ich wünsche mir von dir, dass…“ und „meine Bedürfnisse sind…“. Wie gehe ich mit der Trauer um? 

Als Paar aktiv aufeinander achten und sich gegenseitig unterstützen

Und dann letztendlich von beiden Seiten das Respektieren der Bedürfnisse und des Trauerprozesses des anderen. Nur weil ich dann vielleicht das nach fünf Tagen abgeschlossen habe und sage „das ist für mich okay, ich habe das schon abgeschlossen und ich kann nach vorne gucken“, heißt das ja nicht, dass das für den anderen auch geht.

Wenn der andere länger braucht, dann entsprechend zu schauen den unterstützen zu können. Wenn ich selber dann nicht kann (also den anderen nicht unterstützen kann), dann muss ich vielleicht mal hinterfragen und prüfen: Habe ich das nach fünf Tagen wirklich abgeschlossen, oder habe ich das nur verdrängt? Wenn du immer noch traurig bist, störst du meinen Verdrängungsprozess. Das ist nämlich häufiger der Fall, dass man es gar nicht richtig verarbeitet hat, sondern eher der eine es erfolgreich verdrängt hat, aber dann nicht gut darüber reden kann. Das wäre ein Signal. Also wenn ich das richtig gut verarbeitet habe und damit erstmal gerade davor bin, dann kann ich darüber reden, dann kann ich dich unterstützen und dann bin ich emotional wieder einigermaßen gefestigt. Aber wenn das darüber reden mich sofort wieder voll ins Leid führt, dann habe ich meine Traurigkeit noch nicht voll verarbeitet. Darum geht es doch.

Bewusstsein darüber schaffen, dass man sich in einer Ausnahmesituation befindet

Ich finde das aber auch ganz schwierig, weil das auch ein Ereignis ist, was wirklich von einer auf die andere Sekunde eintritt. Natürlich kann man darüber sprechen und das reflektieren und sagen, was braucht man, aber dieser Sturz in die Trauer ist so plötzlich, dass man vielleicht auch es versuchen sollte anzunehmen, dass nicht alles so perfekt läuft. Also auch dem anderen zusprechen, dass der nicht in meiner Wahrnehmung dann perfekt reagiert. Das ist glaube ich auch immer so: Diese ganze Welt ist einfach so perfekt und dass man dann in dem Moment vielleicht enttäuscht ist von dem anderen, weil man sich gewünscht hatte der nimmt einen Arm, warum weint mein Partner nicht, warum möchte er (auch ein Thema) das Kind nach der Geburt noch sehen…

Das sind alles freie Entscheidungen, die jeder Mensch für sich treffen sollte. Aber da nicht verletzt zu sein oder alles so sehr genau zu nehmen, sondern zu sagen „okay, es ist jetzt einfach auch eine Ausnahmesituation“. 

Genug Zeit für den Prozess der Verarbeitung einräumen

Ich glaube jetzt auch in Bezug auf die Zeit danach ist es wichtig zu gucken: Wie lange hält diese Ausnahmesituation an und wie kommen wir als Partner dadurch? Dafür könnt ihr euch tendenziell lieber einen Moment länger Zeit nehmen und sicherstellen, dass das funktioniert, als sich zu kurz Zeit zu nehmen. Sich durch die Arbeit schnell wieder abzulenken ist nicht die Lösung. Ganz kurzfristig vielleicht, aber das ist nichts Nachhaltiges.

Es ist nun mal ein Ausnahmezustand, dem gilt es dann auch entsprechend Zeit einzuräumen, Ressourcen einzuräumen und zu sagen: „okay, dann sieht die Wohnung nicht so sauber aus wie sonst, dann muss ich mich halt mal krank schreiben lassen dann muss ich mal gucken, dass einige andere Lebensbereiche mal pausieren“. Wir sind in einem Ausnahmezustand. Und dann dem anderen auch zuzugestehen, dass er eben nicht so klar und rational handelt wie sonst und vielleicht auch mal nicht immer so für mich da sein kann, wie es gebraucht wird. Aber dass man trotzdem offen damit umgeht und sagt „ich sage, was meine Bedürfnisse sind, ich frage dich was du brauchst“ – andersrum genauso. Je mehr man das gemeinsam macht, desto eher könnt ihr das nachhaltig verarbeiten.

AdobeStock 204310865

Kann eine Beratung bzw. eine Paartherapie helfen, um die Fehlgeburt oder Totgeburt zu verarbeiten?

Was kann man jetzt als Paar machen, wenn man merkt, dass jetzt Wochen und Monate vergangen sind und das Ereignis vielleicht ein bisschen gesackt ist, aber man merkt, das hat etwas mit der Beziehung zueinander gemacht? Also es hat diese Beziehung irgendwie stark geprägt und man hat das Gefühl „wir sind nicht mehr das Paar, was wir vorhin waren, und wir kommen auch irgendwie nicht mehr zusammen, wir können darüber nicht sprechen, wir können aber auch irgendwie die Zeit so nicht miteinander verbringen? Ich würde sagen: Sich bei uns melden!

Da ist dann die Frage: Wenn man über Wochen und Monate den Weg nicht gefunden hat, könnte das ja daran liegen, dass man nicht weiß, wie der Weg geht. Dazu müsste man nicht mal fehlendes Wissen haben, sondern das kann einfach aus der Befangenheit heraus sein, weil man ja selber voll in diesem Thema drinsteckt. Also ich glaube, wenn uns sowas passieren würde, würden wir uns auch einen Coach dazu holen, der uns einfach in diesem Prozess begleitet. Obwohl das ganze Wissen haben, würden wir jemanden nutzen, der uns hilft und uns da einfach durchführt, weil man in dieser Befangenheit einfach schwer klare Gedanken fassen kann und das einfach deutlich länger dauert oder deutlich durcheinander geht irgendwie. Deswegen glaube ich hilft bei sowas ein Coach enorm, der da einfach Erfahrung in dem Bereich hat und einen dadurch führt, die entsprechenden Impulse liefert, die Denkanstöße liefert und nochmal schaut, ob wirklich die Dinge nachhaltig verarbeitet sind, das anleitet. Das ist glaube ich enorm wichtig.

In der Paartherapie befindet ihr euch in einem geschützten Rahmen

Ich glaube so eine Beratung ist das sehr sinnvoll. Ich glaube auch dieser geschützte Rahmen, dass man sich als Paar nochmal bewusst Zeit nimmt mit einer dritten Person zusammen. Viele Paare berichten auch, dass es schön ist irgendwo hinzufahren, also in dem Sinne auch mal weg vom Küchentisch oder von der Atmosphäre zuhause wegzukommen und zu sagen „okay, wir geben auch dem Ereignis, der großen Belastung nochmal den Platz und den Raum darüber zu sprechen“. Das ist auch so ein bisschen was, das ist ein Respekt und eine Wertschätzung dem Partner gegenüber, wenn er sagt „okay, lass uns nochmal darüber sprechen, damit wir unsere Beziehung, die ja weiterlaufen soll, auch gut wieder aufbauen können“.

In der Paartherapie lernt ihr gemeinsam wieder nach vorne zu schauen

Ich glaube ein weiterer wichtiger Aspekt ist das nach vorne schauen, dass wir dann durch unsere Methodik auch durchaus Ängste und Unsicherheiten abbauen können und wieder Zuversicht und Vertrauen in einen neuen Versuch aufbauen können. Ich hatte ein Paar im Coaching, die hatten einen starken Kinderwunsch, es hat lange Zeit nicht geklappt, dann hat es funktioniert und dann gab es eine Fehlgeburt. Da hat dieser „gemeinsam traurig sein“-Prozess nicht so sehr geklappt. Er hat sich sehr von dem Thema „Kinder“ verabschiedet, also sehr in die Schusshaltung gegangen zu sagen „das Thema ist für mich erstmal raus“, als wenn sein Kinderwunsch erloschen wäre. Das war für sie natürlich ganz schwierig damit jetzt umzugehen. Darum geht es halt. Sich aus diesen Schutzmechanismen dann wieder nachhaltigen rauszufinden, wieder neue Zuversicht und Vertrauen aufzubauen, dass das nicht nochmal passiert und dann entsprechend einen neuen Versuch wagen zu können und nicht aus einem Schutzmechanismus heraus zum Beispiel den Kinderwunsch zu verändern. Dann kann es natürlich für die Beziehung besonders kritisch werden, wenn zum Beispiel bei dem anderen Kinder mit in der Sinngebung enthalten sind, dann steht auf einmal die komplette Beziehung durch die Fehlgeburt auf der Kippe.

Die Paartherapie ist für euch eine Hilfe, die sich lohnt

Genau, dass so zu dem Thema. Ich denke, dass das ist ein Thema, bei dem ich mir immer Hilfe holen würde und schauen würde, dass jemand das mit uns gemeinsam verarbeitet – was auch gar nicht schlimm ist finde ich. Also finde ich immer so schade, dass man das irgendwie nochmal so betonen muss oder möchte, dass man sich Hilfe holt. Wir wissen natürlich selber durch unsere Arbeit, dass beim Thema „Paartherapie“ noch leider heutzutage viel Scham und ungute Gefühle bei vielem mitschwingen, weil man sich da Hilfe holt. Aber wenn man mal überlegt, dann findet diese Entlastung ja auch in ganz vielen anderen Lebensbereichen durch Beratung statt. Also man geht ja auch, wenn man finanzielle Beratung möchte, wohin, oder man geht zum Arzt. Also man holt sich ja für sämtliche Lebensbereiche eigentlich einen Experten dazu. Und gerade bei so bei so einer Belastung, warum nicht? Da macht es nur umso mehr Sinn.

Es ist einfacher sich in ein paar Finanzenthemen einzuarbeiten würde ich behaupten, als alleine so etwas durchzumachen, weil: Ausnahmezustand, ich bin befangen. Das ist bei Finanzen nochmal etwas anderes. Da kümmere ich mich ganz in Ruhe drum, da kann ich wochen- und monatelang recherchieren, bevor ich vielleicht sage in welchen Aktienfond ich investiere oder was auch immer. Da hab ich keinen Druck, das ist hier alles ganz anders. Hier bin ich voll im Leid drin. Normalerweise stecke ich nicht im Leid, wenn ich nicht weiß, worin ich mein Geld investieren soll, da bin ganz anders davor.

mann schaut in die ferne uns seine frau lehnt sich an ihn an

Unser Fazit

Wenn das bei euch leider vorgefallen ist und ihr das Gefühl habt, ihr möchtet das für euch nachhaltig verarbeiten oder habt das vielleicht noch nicht so ganz verarbeitet, das belastet euch oder eure Beziehung, dann meldet euch sehr gerne bei uns. Wir stehen für vor-Ort-Coachings und Online-Coachings zur Verfügung. Sollte das euch nicht betreffen, aber ihr fandet die Folge und unseren Podcast trotzdem sehr spannend und aufschlussreich, dann abonniert gerne unsere Kanäle, schaut bei Instagram vorbei. Wir freuen uns immer sehr über neue Abonnenten und liefern euch sehr gerne neue und frische Impulse. Dan bis zum nächsten Mal. Bis bald!

Online-Coachings für eure Wunschbeziehumg

Ihr möchtet als Paar raus aus der Krise, hinein in eine glückliche und harmonische Beziehung?
Kostenloser Videokurs
5 Videos für eine harmonischere und glücklichere Beziehung.
Online-Paarcoaching
Führt eine noch stabilere und glücklichere Beziehung.
Online-Paartherapie
Beziehungskrise überwinden, emotionale Verletzungen lösen.

Weitere Beiträge für dich

17. April 2024
Podcast: Beziehung am Ende: Gemeinsamer Neuanfang oder getrennte Wege

Beziehung retten oder trennen? Wir haben Paare in dieser Entscheidung begleitet Die Entscheidung, eine Beziehung zu beenden oder ihr eine weitere Chance zu geben, zählt zweifellos zu den herausforderndsten Momenten im Leben vieler Menschen. Wenn eine Beziehung am Ende zu sein scheint, also in eine tiefe Krise geraten ist und man sich in einem Labyrinth […]

Weiterlesen
11. April 2024
Accusam et Justo duo dolores et ea Rebum

Ein Seitensprung hinterlässt oftmals eine tiefe Wunde in einer Beziehung, die nur dann zu heilen ist, wenn man sich aktiv mit den dahinterstehenden Dynamiken und emotionalen Verletzungen auseinandersetzt. Allerdings kann der Vertrauensverlust zu einer emotionalen Achterbahnfahrt führen, die es schwierig macht, den Schmerz überhaupt anzunehmen und wieder Vertrauen aufzubauen. In solchen herausfordernden Momenten ist es […]

Weiterlesen
10. April 2024
Podcast: Nein sagen lernen - Wirksame Tipps von Paartherapeuten

Mit diesen Tipps könnt ihr endlich zu euren Bedürfnissen, Wünschen und Grenzen stehen und eure gestörte Kommunikation langfristig verbessern! In den komplexen Geflechten zwischenmenschlicher Beziehungen ist die Fähigkeit "Nein" zu sagen von grundlegender Bedeutung. Dennoch fällt es vielen Menschen schwer, diesem kleinen, aber mächtigen Wort Ausdruck zu verleihen. Schuldgefühle, die Angst vor Ablehnung und Sorgen […]

Weiterlesen
8. April 2024
Nein sagen lernen: 5 Tipps, durch die ihr besser nein sagen könnt

Ein "Nein" auszusprechen ist eine grundlegende und auch wichtige Fertigkeit in zwischenmenschlichen Beziehungen, aber für viele Menschen ist es eine Herausforderung, dieses Wort auszusprechen, ohne von Schuldgefühlen überwältigt zu werden. Die Schwierigkeit, "Nein" zu sagen, kann tiefe Wurzeln haben und wird oft von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Unserer Erfahrung nach können insbesondere die Angst vor Ablehnung, […]

Weiterlesen
3. April 2024
Podcast: Emotionale Distanz: Die unsichtbare Barriere in der Beziehung überwinden

Distanz als Selbstschutz Emotionale Distanz in einer Beziehung kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden. Einer davon ist der Selbstschutz. Wenn sich ein Partner oder eine Partnerin emotional zurückzuzieht, kann das viele Herausforderungen für eine Beziehung bedeuten. Eine der Hauptursachen ist oft eine vorangegangene Verletzung. Wenn eine Person bereits in der Vergangenheit emotional verletzt wurde, kann […]

Weiterlesen
27. März 2024
Podcast: Scheidung - Ja oder Nein?

Wir zeigen, wie ihr euch der Frage “Scheidung ja oder nein?” Schritt für Schritt annähern könnt! Die Frage nach einer möglichen Scheidung ist eine schwierige Überlegung, mit der viele Menschen konfrontiert sind. Sämtliche Statistiken verdeutlichen, dass zahlreiche Ehen in Deutschland in einer Scheidung enden. Die Frage “Scheidung ja oder nein?” geht natürlich über rein rechtliche […]

Weiterlesen
25. März 2024
Scheidung ja oder nein? So trefft ihr die richtige Entscheidung!

Eine der wohl einschneidendsten Überlegungen, mit der viele Menschen konfrontiert sind, lautet: "Scheidung ja oder nein?". Diese Frage geht typischerweise über rein rechtliche Aspekte hinaus und berührt tiefgreifende emotionale Schichten. Denn eine Entscheidung dieser Tragweite beeinflusst nicht nur euer individuelles Glück, sondern auch euer soziales Gefüge und gegebenenfalls eure Familie. Viele Statistiken verdeutlichen, dass eine […]

Weiterlesen
20. März 2024
Podcast: Fremdgehen verzeihen: So haben es andere Paare gemacht!

Ein Seitensprung in einer Beziehung ist ein Ereignis, welches das Fundament einer Partnerschaft erschüttert und erstmal viele Fragen aufwirft. Zunächst einmal ist da der Vertrauensbruch. Vertrauen bildet den Anker einer gesunden Beziehung. Wenn dieses Vertrauen gebrochen wird, kann es sehr schwierig sein, es wiederherzustellen. Die betrogene Person fühlt sich dann womöglich hintergangen und verletzt. Diese […]

Weiterlesen
Jetzt Kennenlerngespräch vereinbaren >