Kennst du das Gefühl, dass ihr irgendwie aneinander vorbeiredet, obwohl ihr euch eigentlich liebt? Dass ein einziges Gespräch plötzlich zu einem emotionalen Minenfeld wird – obwohl du dir sicher warst, ganz klar gesagt zu haben, was dich bewegt? Missverständnisse schleichen sich oft leise ein, bauen sich auf wie unsichtbare Mauern, bis man irgendwann dasteht und denkt: „Sie / Er versteht mich nicht - schon wieder.”
Diese Herausforderungen sind keine Seltenheit – denn die größten Konflikte in Beziehungen entstehen nicht selten, weil wir glauben, der andere müsste doch wissen, wie wir uns fühlen. Genau hier setzen auch wissenschaftliche Erkenntnisse an: Bereits im Jahr 2001 hat eine Studie untersucht, inwieweit Partner in engen Beziehungen sowohl zutreffende als auch verzerrte Wahrnehmungen voneinander haben. Das Ergebnis deckt sich mit vielen Erfahrungen aus unserem Alltag als Paartherapeuten: Eine weit verbreitete Voreingenommenheit in engen Beziehungen ist die angenommene Ähnlichkeit. Viele Paare glauben, ihr Partner sehe die Welt genauso wie sie selbst – doch gerade das führt zu gefährlichen blinden Flecken.
Als Paartherapeuten und Coaches sehen wir immer wieder, wie tief diese Herausforderungen in der Kommunikation reichen – und wie viel Entlastung entstehen kann, wenn Paare lernen, wieder bewusster hinzuhören und voneinander zu lernen, statt voneinander auszugehen. In diesem Beitrag nehmen wir dieses Thema genauer unter die Lupe und zeigen, wie ihr besser mit unterschiedlichen Wahrnehmungen umgehen und eure Kommunikation verbessern könnt.
Inhalt im Überblick:
Sich vom Partner nicht verstanden fühlen: Die wahren Ursachen
Es gibt kaum etwas Schmerzlicheres in einer Beziehung, als das Gefühl, vom Partner nicht verstanden zu werden. Man spricht miteinander, doch es scheint, als sprächen zwei völlig unterschiedliche Sprachen. Oft wird eine Situation von beiden Partnern völlig unterschiedlich wahrgenommen – und das hat viel mit der persönlichen Biografie, den Kindheitserfahrungen und den emotionalen Bedürfnissen zu tun, die jeder in die Beziehung mitbringt. Was für den einen klar und nachvollziehbar erscheint, kann für den anderen unverständlich oder sogar verletzend wirken.
Aus unserer langjährigen Erfahrung als Paartherapeuten und Coaches wissen wir, dass dieses Gefühl oft tiefere Ursachen hat, die über die Oberfläche hinausgehen. Viele Missverständnisse und Enttäuschungen in Partnerschaften sind nicht einfach zufällige Misskommunikationen, sondern Widerspiegelungen von emotionalen Verletzungen und Prägungen aus der Kindheit. Doch auch andere Faktoren können dazu führen, dass wir uns in der Beziehung nicht gesehen und gehört fühlen. Im Folgenden möchten wir einige dieser häufigen Ursachen näher beleuchten, um euch zu helfen, das Verständnis füreinander zu erweitern und somit die Kommunikation zu stärken.
Unterschiedliche Prägungen und Kommunikationsstile
Menschen entwickeln über Jahre hinweg unterschiedliche Kommunikationsstile, oft basierend auf der Familie, in der sie aufgewachsen sind, oder den sozialen Umfeldern, die sie prägen. Diese unterschiedlichen Kommunikationsweisen können in einer Partnerschaft zu Missverständnissen führen, wenn man sich nicht bewusst ist, dass der Partner auf andere Weise kommuniziert.
Beispiel: Lisa ist in einer Familie aufgewachsen, in der Konflikte selten direkt angesprochen wurden. Stattdessen wurde viel um den heißen Brei geredet, und Auseinandersetzungen wurden vermieden. Als sie mit Markus zusammenkommt, der aus einer Familie stammt, in der Konflikte direkt und offen angesprochen wurden, fällt ihr das offene Sprechen über ihre Emotionen schwer. Wenn Markus sie nach einem Streit fragt, was sie wirklich denkt, sagt sie oft „Es ist alles in Ordnung“, obwohl sie eigentlich wütend ist. Markus wiederum versteht das als Desinteresse und fühlt sich abgewiesen, was zu Frustration auf beiden Seiten führt.
Unterschiedlicher Zugang zu den eigenen Gefühlen
Ein weiterer häufiger Grund, warum man sich in einer Beziehung nicht verstanden fühlt, ist, dass beide Partner einen unterschiedlichen Zugang zu ihren eigenen Gefühlen haben. Einige Menschen können ihre Emotionen gut benennen und ausdrücken, während andere Schwierigkeiten haben, ihre inneren Zustände wahrzunehmen oder darüber zu sprechen.
Beispiel: Tom fällt es schwer, seine Emotionen zu benennen. Wenn er traurig oder frustriert ist, merkt er es oft erst, wenn die Emotion schon sehr stark ist. Seine Partnerin Julia hingegen ist sehr feinfühlig und erkennt ihre Gefühle oft schon früh. Sie möchte über ihre Emotionen sprechen, wenn sie noch klein und überschaubar sind. Tom hingegen tut das erst, wenn die Gefühle sich bereits zu einem großen Ballon aufgeblasen haben. Julia fühlt sich in solchen Momenten von ihm nicht gehört, während Tom das Gefühl hat, dass Julia „überreagiert“.
Der Rahmen für die Kommunikation ist bisher unstimmig
Der Rahmen, in dem Kommunikation stattfindet, ist ebenfalls ein entscheidender Faktor. Wenn die Art und Weise, wie wir miteinander sprechen, nicht konsistent oder respektvoll ist, entstehen Missverständnisse. Ein instabiler Kommunikationsrahmen sorgt dafür, dass sich beide Partner nicht sicher fühlen, ihre Gedanken und Gefühle offen zu teilen.
Beispiel: Claudia und Stefan haben nie klare Regeln für ihre Gespräche festgelegt. Oft unterbricht Stefan seine Frau mitten im Satz oder wirft ihr vor, zu emotional zu sein, wenn sie über ihre Sorgen spricht. Claudia fühlt sich nicht ernst genommen und zieht sich zurück. Stefan hingegen versteht nicht, warum sie nie offen über ihre Probleme spricht. Die gestörte Kommunikation bleibt in einem unstimmigen Rahmen, der keine echte Verständigung zulässt.
Vergangene emotionale Verletzungen sind nicht verarbeitet
Unverarbeitete emotionale Verletzungen aus der Vergangenheit können in der Gegenwart immer noch wirken und verhindern, dass wir uns wirklich verstanden fühlen. Diese alten Wunden beeinflussen unsere Wahrnehmung und unser Verhalten in der Beziehung. Wenn solche emotionalen Verletzungen bislang nicht thematisiert und geheilt wurden, bleiben sie ein unsichtbares Hindernis.
Beispiel: Anna wurde in einer früheren Beziehung betrogen und ist nun in einer neuen Partnerschaft mit Oliver. Obwohl sie Oliver ihr Vertrauen schenkt, reagiert Anna in Momenten der Unsicherheit immer wieder übertrieben eifersüchtig oder misstrauisch. Oliver fühlt sich von ihr in seiner Freiheit eingeschränkt und missverstanden, während Anna ihre Ängste als Schutzmechanismus sieht, um nicht wieder verletzt zu werden. Diese vergangenen Erfahrungen wirken auf ihre Kommunikation und erschweren das Verständnis füreinander.
Fehlende Präsenz und Aufmerksamkeit im Alltag
Im hektischen Alltag kann es leicht passieren, dass die Aufmerksamkeit füreinander schwindet. Fehlende Präsenz – sowohl physisch als auch emotional – lässt den Partner das Gefühl haben, nicht gesehen oder gehört zu werden. Eine solche Vernachlässigung kann zu großen Entfremdungsgefühlen führen.
Beispiel: Max und Clara sind beide beruflich stark eingespannt. Max verbringt seine Abende oft vor dem Fernseher oder auf dem Smartphone, während Clara nach einem langen Arbeitstag hofft, dass sie sich bei einem Gespräch näherkommen. Doch Max ist gedanklich nicht wirklich anwesend, was Clara das Gefühl gibt, dass sie ihm nicht wichtig ist. Ihr Bedürfnis nach emotionaler Nähe wird nicht wahrgenommen, was zu einer wachsenden Kluft zwischen ihnen führt.
Verzerrte Wahrnehmung durch die „angenommene Ähnlichkeit“
Viele Paare gehen fälschlicherweise davon aus, dass ihr Partner die Welt genauso wahrnimmt wie sie selbst – besonders bei Dingen, die emotional wichtig sind. Diese verzerrte Wahrnehmung führt zu Enttäuschungen und Missverständnissen, wenn der Partner sich anders verhält als erwartet.
Beispiel: Tom und Laura sind seit mehreren Jahren zusammen. Tom ist der Meinung, dass Laura immer dann, wenn er nach der Arbeit nach Hause kommt, gerne sofort über seinen Tag sprechen möchte. Er interpretiert ihre ruhige Haltung nach einem langen Arbeitstag als Desinteresse. In Wirklichkeit jedoch braucht Laura nach der Arbeit einfach Zeit, um sich zu entspannen, und möchte in Ruhe ihre Gedanken sortieren, bevor sie sich unterhält. Tom fühlt sich von ihr abgelehnt.
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Sie / Er versteht mich nicht: Diese Probleme kennt ihr mit Sicherheit auch!
Es gibt kaum etwas Frustrierenderes in einer Beziehung als das Gefühl, immer wieder aneinander vorbeizureden. Was als kleine Meinungsverschiedenheit beginnt, kann sich schnell zu einem großen Konflikt auswachsen, wenn man sich missverstanden fühlt. Häufig liegen emotionale Verletzungen zugrunde – Momente, in denen wir uns vom Partner nicht ernst genommen, abgelehnt oder nicht gehört fühlen. Diese Verletzungen sammeln sich im Laufe der Zeit an und führen zu einer Konfliktspirale, die immer schwieriger zu durchbrechen ist.
Statt konstruktiv zu kommunizieren, reagieren beide Seiten verletzter und frustrierter, was den Kreislauf weiter anheizt. Paare, die diese Dynamik immer wieder erleben, nutzen unsere Paartherapie, weil sie sich aus diesem Teufelskreis befreien möchten und wieder verstehen wollen, wie sie sich wirklich fühlen. In dieser Phase ist der Wunsch nach Veränderung groß, denn beide Partner spüren, dass die Beziehung nicht mehr das ist, was sie einmal war.
Ein weiteres Problem ist das schmerzhafte Gefühl, nicht wertgeschätzt oder nicht gesehen zu werden. Wenn du das Gefühl hast, nicht mehr als Priorität im Leben deines Partners zu stehen, entsteht eine Leere, die schwer zu füllen ist. Besonders im Alltag, wenn Gespräche nur noch um organisatorische Dinge kreisen und die emotionale Ebene verloren geht, fühlt es sich schnell an, als würde man einfach nebeneinander herleben – das klassische WG-Gefühl. Dieses Fehlen an echter Nähe führt dazu, dass sich beide Partner immer weiter voneinander entfernen und das Gefühl der Zugehörigkeit in der Beziehung schwindet. Was früher einmal ein starkes Band war, scheint plötzlich zu zerreißen.
Auf dem Holzweg: Was ihr NICHT tun solltet, um unterschiedliche Wahrnehmungen zu überbrücken
In Beziehungen kommt es immer wieder vor, dass Paare unterschiedliche Wahrnehmungen einer Situation haben. Oft wird versucht, Lösungen zu finden, indem man nach Ratschlägen bei Google sucht oder sich von Freunden und Familie Unterstützung holt. Zwar gibt es eine Vielzahl von Ansätzen, die einem helfen sollen, mit solchen Differenzen umzugehen, doch nicht alle sind wirklich hilfreich.
Viele dieser Tipps basieren auf allgemeinen Ratschlägen, die nicht auf die spezifische Dynamik einer Beziehung zugeschnitten sind. Was bei einem Paar funktioniert, kann beim anderen völlig fehl am Platz sein. Der Versuch, externe Lösungen auf die eigene Beziehung zu übertragen, führt oft nur zu mehr Verwirrung oder Frustration. Was ihr also nicht tun solltet, um unterschiedliche Wahrnehmungen zu überbrücken, haben wir hier für euch zusammengefasst:
- Ständiges Erklären und Reden: Oft versuchen Paare, ihre unterschiedlichen Wahrnehmungen durch immer wiederholtes Erklären und endlose Diskussionen zu klären. Dabei kann es jedoch passieren, dass sich die Gesprächspartner immer weiter verstricken und das Gefühl entsteht, dass der andere einfach nicht zuhört oder versteht. Viel Reden führt nicht immer zu mehr Klarheit, sondern kann die Situation noch verkomplizieren.
- Schuldzuweisung: Wenn wir das Gefühl haben, dass unsere Wahrnehmung der Realität nicht mit der des Partners übereinstimmt, neigen wir dazu, dem anderen die „Schuld“ für das Missverständnis zuzuschieben. Diese Schuldzuweisung führt jedoch zu einem defensiven Verhalten auf der anderen Seite und verstärkt nur den Konflikt.
- Veränderungen des Verhaltens der anderen Person: Manche Paare glauben, dass die Lösung darin besteht, den Partner zu verändern – sei es durch Nachdrücken oder Versuche, das Verhalten des anderen zu korrigieren. Doch die Veränderung des Verhaltens führt oft nicht zu einer tieferen Einsicht in die eigene Wahrnehmung oder die des Partners und kann das Gefühl der Resignation verstärken.
- Ignorieren oder Verdrängen der Problematik: Ein weiterer häufiger Fehler ist, die Differenzen einfach zu ignorieren oder zu verdrängen, in der Hoffnung, dass sich die Dinge von selbst regeln. Diese Taktik mag kurzfristig Erleichterung verschaffen, doch auf lange Sicht führt sie dazu, dass die Probleme ungelöst bleiben und sich möglicherweise weiter verstärken.
Anstatt diese Ansätze zu verfolgen, ist es wichtig, auf eine respektvolle und offene Kommunikation zu setzen, bei der ihr beide eure unterschiedlichen Perspektiven anerkennen und verstehen lernt. Eine gemeinsame Lösung entsteht nicht durch Endlosgespräche oder Schuldzuweisungen, sondern durch den Blick auf die wahren Ursachen und die stimmigere Ausgestaltung eurer Gespräche und der gesamten Kommunikation.
Eure Lösung: Nie wieder unverstanden fühlen in der Beziehung!
Fast jedes Paar, das sich für eine Paartherapie bei uns entscheidet, bringt ähnliche Themen mit: Missverständnisse, Kommunikationsprobleme und das schmerzliche Gefühl, nicht wirklich gehört oder verstanden zu werden. Diese Herausforderungen sind völlig normal – und sie lassen sich lösen.
In unserer täglichen Arbeit erleben wir immer wieder, wie wirksam es ist, wenn Paare beginnen, sich auf einer tieferen Ebene wirklich zu begegnen. Die nachfolgenden Tipps helfen euch dabei, genau das zu erreichen: mehr Verständnis, echte Verbindung und eine Kommunikation, die Nähe schafft statt Distanz.
Tipp 1: Werft einen genauen Blick auf die Ursachen – statt an der Oberfläche zu bleiben
Bevor echte Veränderung möglich ist, braucht es eines: Verstehen, was wirklich hinter dem Gefühl steckt, nicht verstanden zu werden. In unseren Coachings bei den Lebensidealisten sehen wir immer wieder: Viele Paare versuchen, Kommunikationsprobleme mit noch mehr Gesprächen zu lösen – ohne zu erkennen, dass emotionale Verletzungen aus der Vergangenheit dabei oft die eigentliche Blockade sind.
Diese emotionalen Verletzungen stammen häufig aus früheren Beziehungserfahrungen oder der eigenen Kindheit. Alte Sätze wie „Ich bin nicht wichtig“, „Ich werde nicht gehört“ oder „Ich bin allein“ wirken oft unbewusst weiter – und führen dazu, dass wir im Hier und Jetzt überreagieren oder uns zurückziehen. Deshalb schauen wir im Coaching nicht nur auf das aktuelle Verhalten, sondern auch auf die tiefere emotionale Ebene. Mit der fundierten SystemEmpowering-Methode, die wir täglich anwenden, helfen wir Paaren dabei, diese alten Verletzungen gezielt aufzuspüren und nachhaltig aufzulösen. So entsteht wieder Raum für echte Verbindung – jenseits von Vorwürfen oder Rückzug. Erst wenn diese Basis geklärt ist, kann Kommunikation wirklich gelingen – klar, liebevoll und auf Augenhöhe.
Tipp 2: Sprecht über eure Basisgefühle – nicht über Interpretationen
Ein zentraler Schritt zu mehr Verständnis in eurer Beziehung ist es, über das zu sprechen, was wirklich in euch vorgeht – und das beginnt mit den sogenannten Basisgefühlen I. Viele Konflikte entstehen nicht durch das Verhalten an sich, sondern durch die Interpretationen, die wir darüberlegen. Wenn wir in Gesprächen direkt mit Vorwürfen oder Bewertungen reagieren, führt das oft zu Abwehr, Rechtfertigung oder Rückzug.
Statt zu sagen: „Du hörst mir nie zu“, wäre es hilfreicher zu beschreiben:
„Als du während unseres Gesprächs weggeschaut hast, habe ich einen Kloß im Hals gespürt und mir sind Tränen in die Augen geschossen.“
So bleibt ihr bei eurer eigenen Wahrnehmung und gebt dem anderen die Chance, euch wirklich zu verstehen – ohne sich angegriffen zu fühlen. Außerdem sind diese Reaktionen authentisch, spürbar und nicht diskutierbar. Sie bringen euch auf eine tieferliegende Ebene der Kommunikation – jenseits von Schuld oder Bewertung.
Was sind Basisgefühle I?
Wenn ihr über Basisgefühle sprecht, meint ihr die direkte körperliche Reaktion auf eine bestimmte Situation. Typische Basisgefühle I sind: Muskeln spannen sich an, weiche Knie, Zittern, Druck oder Schmerzen (z. B. im Magen, Bauch, Kopf), Hitzewallung, Kältegefühl, Tränen schießen in die Augen, Herzklopfen, Kloß im Hals, Taubheit, Schwindel
Tipp 3: Schafft einen sicheren Rahmen für eure Kommunikation
Gute Gespräche entstehen nicht einfach nebenbei – sie brauchen einen sicheren und stimmigen Rahmen. Gerade wenn es um sensible Themen oder emotionale Verletzungen geht, ist es entscheidend, wie ihr miteinander sprecht – nicht nur, was ihr sagt.
In unserer Arbeit mit Paaren empfehlen wir deshalb: Entwickelt gemeinsam eine Gesprächsvereinbarung. Eine Art persönliche Liste, in der ihr festhaltet, worauf ihr im Gespräch achten möchtet – und was euch hilft, offen und verbunden zu bleiben. Dazu gehören Fragen wie:
- Was brauchen wir, um uns sicher zu fühlen?
(z. B. ein ungestörter Ort, feste Gesprächszeiten, keine Ablenkungen durch Handy oder TV) - Wie wollen wir miteinander sprechen?
(z. B. in Ich-Botschaften, mit ruhigem Ton, Blickkontakt halten, nicht ins Wort fallen) - Was möchten wir vermeiden?
(z. B. Schuldzuweisungen, alte Themen „ausgraben“, laut werden, sarkastische Bemerkungen)
So ein klarer Rahmen schafft Verlässlichkeit – und beide wissen: Hier geht es darum, wirklich gehört und verstanden zu werden, nicht darum, zu gewinnen oder zu verletzen. Auch wenn es anfangs ungewohnt wirkt, stärkt eine bewusste Kommunikationskultur auf Dauer eure Beziehung enorm.
Tipp 4: Akzeptiert, dass ihr nicht überall die gleiche Wahrnehmung haben müsst
Viele Paare geraten in Konflikte, weil sie glauben, sie müssten Situationen gleich empfinden oder bewerten. Doch diese Erwartung erzeugt enormen Druck – und führt oft zu unnötigen Auseinandersetzungen. In Wahrheit ist es völlig normal, dass ihr Dinge unterschiedlich wahrnehmt. Jeder Mensch bringt eine eigene Geschichte mit: Erfahrungen aus der Kindheit, erlernte Beziehungsmuster, aktuelle Bedürfnisse. Das beeinflusst, wie man Situationen erlebt. Und genau deshalb darf es auch zwei Wahrheiten geben – ohne dass eine davon falsch ist.
Was hilft, ist die bewusste Entscheidung zur Akzeptanz: „Ich sehe es anders als du – und trotzdem ist deine Sicht für mich wichtig.“ Diese Haltung schafft Verbindung statt Abstand. Ihr müsst euch nicht in allem einig sein, um ein starkes Paar zu sein. Entscheidend ist, dass ihr Unterschiede respektieren und stehen lassen könnt – ohne Rechtfertigung oder Bewertung.
Tipp 5: Führt regelmäßig Reflexionsgespräche
Gerade wenn das Gefühl entsteht, „sie / er versteht mich nicht“, sind regelmäßige Reflexionsgespräche ein wertvolles Werkzeug, um wieder in Verbindung zu kommen. In solchen Gesprächen schafft ihr bewusst einen Raum, in dem Missverständnisse angesprochen, emotionale Verletzungen benannt und unterschiedliche Wahrnehmungen ohne Bewertung nebeneinander stehen dürfen.
Wenn sich solche Unstimmigkeiten über längere Zeit aufstauen, entstehen oft Rückzug, innere Distanz oder das Gefühl, nicht mehr wirklich Teil eines gemeinsamen Miteinanders zu sein. Reflexionsgespräche helfen, diese Dynamik frühzeitig zu durchbrechen. Ihr gebt euch gegenseitig die Chance, wieder hinzuhören, nachzufragen und wirklich verstehen zu wollen, was in eurem Gegenüber vorgeht – jenseits von Recht oder Schuld.
Hinweis: Wir empfehlen, einen festen Termin für diese Gespräche einzuplanen – zum Beispiel einmal im Monat, am ersten Sonntag. Nehmt euch bewusst Zeit, um zurückzuschauen: Wo haben wir einander gut verstanden? Wo ist einer von uns vielleicht überhört oder übergangen worden? So schafft ihr Klarheit, stärkt eure Verbindung – und verhindert, dass kleine Missverständnisse zu großen Mauern werden.
Tipp 6: Arbeitet regelmäßig an der Verbesserung eurer Kommunikation
Eine liebevolle, klare und wertschätzende Kommunikation entsteht nicht von selbst – sie ist das Ergebnis bewusster Übung. Gerade wenn ihr das Gefühl habt, einander nicht mehr richtig zu verstehen oder ständig aneinander vorbeizureden, lohnt es sich, gezielt an eurer Gesprächskultur zu arbeiten. Ziel ist nicht, Konflikte zu vermeiden, sondern so miteinander zu sprechen, dass Verbindung möglich bleibt – auch bei Meinungsverschiedenheiten. Hier ein paar wichtige Grundlagen, die euch dabei helfen:
- Keine Wertungen: Beschreibt, was ihr wahrnehmt oder fühlt, ohne es als gut oder schlecht zu bewerten.
- Keine Schuldzuweisungen: Verzichtet auf Sätze wie „Du hast…“ oder „Wegen dir…“. Sprecht in Ich-Botschaften.
- Anerkennen statt bewerten: Versucht, die Sichtweise des anderen stehen zu lassen und anzuerkennen, auch wenn sie sich von eurer unterscheidet.
- Verlangsamung im Gespräch: Nehmt euch Zeit. Sprecht langsamer, atmet bewusst, hört aktiv zu.
- Gefühle benennen: Teilt, was emotional in euch passiert – ohne Drama, sondern anhand eurer Basisgefühle.
In unserer Arbeit als Paartherapeuten sehen wir immer wieder, wie stark sich Beziehungen wandeln, wenn Paare bereit sind, miteinander zu lernen statt gegeneinander zu kämpfen. Die Kommunikation ist dabei immer der erste und wichtigste Schlüssel.
Tipp 7: Denkt über professionelle Unterstützung in Form einer Paartherapie nach
Manchmal reicht es nicht mehr, nur im Gespräch zu bleiben – vor allem dann, wenn sich Missverständnisse wiederholen, emotionale Verletzungen tiefer sitzen oder der Kontakt zueinander sich zunehmend verliert. In solchen Situationen kann es sehr wertvoll sein, sich professionelle Begleitung an die Seite zu holen.
Viele Paare zögern zu lange – und kommen erst dann, wenn die Fronten bereits verhärtet sind. Doch: Je früher ihr euch Unterstützung holt, desto schneller und leichter können Veränderungen entstehen. Gerade wenn ihr merkt, dass ihr euch häufig unverstanden fühlt oder eure Gespräche ins Leere laufen, lohnt sich dieser Schritt. In der Paartherapie erschaffen wir einen geschützten Rahmen, in dem ihr wieder zueinander finden könnt – ohne Vorwürfe, mit mehr Klarheit und echten Lösungen. Wir arbeiten mit der fundierten SystemEmpowering Methode, die euch hilft, eure Kommunikation zu verbessern, emotionale Verletzungen zu lösen und eine neue Verbindung aufzubauen.
Wenn ihr euch angesprochen fühlt: Wartet nicht länger. Vereinbart gern einen Termin für ein unverbindliches telefonisches Erstgespräch – wir nehmen uns Zeit für euch und klären gemeinsam, wie eine sinnvolle Begleitung für eure Situation aussehen kann.
Coachingerfahrung (Stunden)
Zufriedene Paare
Durchgeführte Sitzungen
Unser Fazit
Das Gefühl, sich in der Beziehung nicht verstanden zu fühlen, ist eine der häufigsten Herausforderungen, die Paare erleben. Oft entstehen Missverständnisse durch unterschiedliche Wahrnehmungen, unbewusste Prägungen oder mangelnde Kommunikation. Doch es gibt viele Wege, dieses Gefühl zu überwinden – vor allem durch bewusste Gespräche, das Anerkennen der Unterschiede und professionelle Unterstützung, wenn nötig. Je früher ihr euch mit den Ursachen auseinandersetzt und an eurer Kommunikation arbeitet, desto schneller könnt ihr eine tiefere Verbindung und Verständnis füreinander aufbauen. Gemeinsam könnt ihr eure Beziehung stärken und die Grundlage für mehr Nähe und Vertrauen schaffen.
Ihr möchtet noch mehr zu diesem Thema erfahren und aktiv an eurer Kommunikation arbeiten? Dann schaut gerne in unserem Blog vorbei. Dort haben wir schon zahlreiche Artikel rund um diesen wichtigen Themenbereich vorbereitet. Solltet ihr lieber Podcasts hören, seid ihr auch diesbezüglich bei uns richtig. Im Lebensidealisten-Podcast sprechen wir wöchentlich über spannende Beziehungsthemen und teilen Insights aus unserem Alltag als Paartherapeuten, Coaches und Eltern.