Mein Partner geht Konflikten immer aus dem Weg und ist harmoniebedürftig - Was soll ich machen?
Kennst du das, wenn es zwischen dir und deinem Partner zu Streitigkeiten kommt und dein Partner sich zurückzieht und aus der Situation flüchtet? Dann bist du hier genau richtig. Wir geben dir nämlich in dieser Folge ein paar Tipps, wie du mit diesem Verhalten umgehen kannst und was du tun kannst, um deinem Partner zu helfen.
Das Verhalten deines Partners in Streitsituationen kann ganz unterschiedliche Ursachen haben. Vielleicht hat er in seinem Leben schon schlechte Erfahrungen mit Konflikten gemacht - in einer vorherigen Beziehung, mit den Eltern oder mit einem Freund.
Oder die Angst, dich zu verlieren, ist bei deinem Partner sehr groß. Man strebt in der Partnerschaft nach Harmonie. Taucht ein Konflikt auf, geht diese Harmonie für einen Augenblick verloren. Es können aber auch ganz andere Gründe dahinter stecken.
Vielleicht sprichst du deinen Partner immer in besonders unpassenden Situationen auf ein Streitthema an. Wenn es zeitlich gerade nicht passt, sich über ein ernsteres Thema zu unterhalten, sollte man es auf einen ruhigeren Zeitpunkt verschieben.
Auch die Stimmung spielt hier eine Rolle. Hat dein Partner gerade schlechte Laune, ist dies auch kein passender Moment für ein Streitgespräch. Achte also darauf, dass die Rahmenbedingungen für ein Gespräch stimmen.
Wichtig ist es auch, dass du deinen Partner nicht unter Druck setzt - Die Konfliktscheue, die er hat, wird dadurch nur verstärkt. Daher solltest du deinem Partner keine Vorwürfe machen. Was dein Partner braucht, ist Sicherheit und die Gewissheit, dass du für ihn da bist.
Unterhalb findet ihr das Transkript dieser Folge.
Hallo und herzlich Willkommen zu dieser neuen Folge der Lebensidealisten. Mein Name ist Florian, ich bin Ina, wir sind Paartherapeuten und Coaches und helfen euch raus Krise hinein in eine glückliche und harmonische Beziehung. In dieser Folge soll es darum gehen wie du damit umgehen kannst, wenn dein Partner oder deine Partnerin vor Konflikten flüchtet und ihr gar nicht zu einem Meinungsaustausch kommt und du das Gefühl hast, der andere denkt sich da immer seinen Teil, aber irgendwie sagt er mir nie was er wirklich denkt und fühlt. Das kann natürlich zu größeren Konflikten führen, daher haben wir drei Tipps für dich, wie du umgehen kannst und am Ende auch nochmal einen Lösungsansatz. Denn mit Tipps das ganze akut zu umschiffen ist schon einmal gut, aber das Ganze soll ja auch nachhaltig gelöst werden. Wir wünschen dir viele spannende Impulse und bis gleich!
Inhalt im Überblick:
Tipp 1: Die Rahmenbedingungen sollten stimmen
Was meinen wir damit? Oftmals ist die Situation ja bei vielen Paaren so, dass man einfach das, was man fühlt, wenn man in einem Konflikt ist, so rausdonnert oder sofort einen Konflikt klären möchte. Aber die Rahmenbedingungen sind dafür sehr wichtig, um einen Konflikt gut und nachhaltig zu klären. Also:
- Seid ihr beide gerade sehr gestresst?
- Ist vielleicht gerade einer von der Arbeit gekommen?
- Ist einer hungrig von euch beiden?
- Wie ist das Energielevel?
- Hatte jemand von euch beiden zuvor gerade ein Streitgespräch, also ist da noch Energie von einer vorherigen Situation vielleicht bei?
Deswegen so unser Tipp: Erstmal die Rahmenbedingungen checken, schauen wie sieht das aus mit dem Energielevel, fühlt der andere sich bereit für ein Gespräch.
Selbst aktiv werden und gezielte Nachfragen stellen
Darum geht es auch den anderen aktiv zu fragen, ob er bereit ist in den Konflikt zu gehen, also ob wir bereit für Feedback ist. Erst dann kann ich ja auch dem anderen die Möglichkeit geben zu sagen „okay, das passt mir gerade nicht“. Ich soll ja nicht eine Situation interpretieren (also das Gefühl oder die Situation, in der sich der andere befindet, interpretieren) von wegen „ja, es wird vielleicht nicht passen“, das ist ja nur meine Wahrnehmung. Also aktiv zu werden und zu fragen: „Hast du gerade Zeit in einen Konflikt zu gehen, passt es dir gerade für Feedback?“
Du hast gerade ganz spannend zwei Dinge so ein bisschen vermischt und das ist genau das, was die Brille bei einigen ist. Nämlich Bereitschaft zu erfragen, ob man bereit ist für den Konflikt und Feedback zu geben. Das ist glaube ich auch das, was einige halt gleichsetzen, dass sie Angst haben (aus vorherigen Erfahrungen), das „Feedback geben“ gleichgesetzt ist mit „ein Konflikt entsteht“. Das muss gar nicht, aber das ist die Erfahrung, die viele Menschen durchaus haben, dass wenn sie etwas ansprechen, dass daraus ein Streit oder Konflikt entsteht, das Gegenvorwürfe kommen. Das ist ja häufig das, was erlebt wird. Dadurch entsteht glaube ich halt auch selber so eine angespannte Haltung schon überhaupt da hineinzugehen.
Den richtigen Rahmen aus der Paartherapie nach Hause übertragen
Und auch bei den Rahmenbedingungen zeigt sich noch mal sehr gut, warum so dieser Rahmen im Coaching so wichtig ist und wie die Paare das so empfinden. Ganz viele haben bei uns das erste Mal den richtigen Rahmen, um überhaupt die Themen mal anzusprechen und das in Ruhe zu machen. Den geschützten Rahmen, wie wir immer sagen. Sie haben b ei uns einen neutralen Raum, da waren sie noch nie, da gab es noch nie Konflikte. Bei uns fühlt man sich eigentlich auch ganz wohl, wir haben ganz nett gestaltete Räume. Dann ist man auch weiter weg von zu Hause meistens. Die meisten fahren (wenn es hier vor Ort ist) eine halbe Stunde bis anderthalb Stunden (das ist so die Range, in der wir uns dann bewegen). Die sind dann halt auch erstmal hier angekommen. Babysitter, all die ganzen Sachen, Kinder sind nicht irgendwie um die Ecke und können jederzeit reinplatzen. Sowas alles spielt da schon eine ganz wichtige Rolle. Wir stellen auch ein Getränk hin und haben immer etwas zum Naschen auf dem Tisch stehen. Das ist schon so ein gewisser Rahmen, der da ist. Und natürlich spielt eine Rolle, dass wir einfach sozusagen als „Schiedsrichter“ da sind und im Falle des Falles auch deeskalierend einwirken und da einfach einen guten Rahmen schaffen.
Diesen Rahmen, den brauchen wir zuhause eigentlich auch:
- …, dass man einen ähnlichen Rahmen schafft.
- …, dass man Ruhe schafft.
- …, dass man einen Babysitter für die Kinder hat, wenn welche da sind, oder dass die halt entsprechend schon schlafen.
- …, dass man sich gemütlich hinsetzt.
- …, dass man sich was zu trinken holt.
- …, dass man sagt „Mensch, bist du bereit, bist du gerade in der Stimmung, dass wir einen Konflikt lösen?“
Auch das machen wir am Anfang des Coachings im Prinzip, weil man spürt das ja eigentlich schon, zumindest wenn man schon ein paar Paare erlebt hat: Kommen die hier an und haben gerade im Auto noch gestritten und müssen erstmal akut zwei oder drei Dinge loswerden, bevor wir überhaupt in diesen Prozess einsteigen können, also diese Bereitschaft erzeugen? Oder kommen die hier an und sind eigentlich von Grund auf entspannt und sagen „wir sind bereit, lasst uns loslegen“?
Herausfinden, welcher Zeitpunkt zur Klärung von Konflikten stimmig ist
Ich glaub das ist auch ganz wichtig diese Tür und Angelgespräche zu meiden. Also häufig so eine Floskel von wegen „ich möchte mal mit dir reden“ und der andere sagt „passt gerade nicht, jetzt nicht“. Das kann ja ein Grund sein, weil jemand vielleicht nicht in Konflikte gehen kann, also unser Thema „dein Partner flüchtet vor Konflikten“. Aber es kann auch einfach sein, weil die Rahmenbedingungen nicht stimmen. Also da muss man immer unterscheiden, was gerade der wirkliche Grund dahinter ist. Wenn jemand zum Beispiel unter Zeitdruck ist und gleich zum nächsten Termin muss und man weiß das vielleicht aber nicht, ist ja klar, dass er dann sagt „nee, jetzt nicht“ oder halt - wie schon die anderen Beispiele zuvor - was erlebt hat, was ihn jetzt gerade nicht gerade in die Stimmung versetzt „ich möchte jetzt gern mit dir reden“.
Deswegen, es muss ja nicht immer etwas Tieferliegendes und Geprägtes sein. Man kann auch erstmal auf den oberen Ebenen schauen, ob sich da etwas einfaches verändern lässt sozusagen. Wenn bis jetzt immer der Rahmen irgendwie unpassend und falsch war und sich das dadurch herstellen lässt und es besser klappt, ist doch wunderbar. Man kann ja auch fragen „wie stellst du dir das denn vor?“, wenn jemand grundsätzlich sagt er möchte nicht reden. Man kann ja fragen: „Was bräuchtest du, damit wir sprechen gut können?“. Jeder ist da ja auch anders, der eine sagt „abends will ich auf jeden Fall keine Konflikte mehr besprechen, bevor wir schlafen gehen, nach der Arbeit habe ich keine Lust dazu, eher am Wochenende oder Samstagmorgen“. Der nächste sagt „nee, ich muss das immer klären, bevor wir schlafen gehen“. Grundsätzlich ist es sehr sinnvoll, dass so zeitnah wie möglich zu machen, wenn es geht. Also so zeitnah, wie man bereit ist.
Bereitschaft herstellen und in Aussicht stellen, wann man den Konflikt lösen möchte
Ich möchte noch einmal kurz auf die Bereitschaft eingehen, um das den ersten Tipp dann auch gut abschließen zu können. Es ist völlig in Ordnung, wenn jemand dann ausspricht von euch „ich bin gerade nicht bereit dazu“. Für den anderen ist meist aber wichtig, einmal kurz zu hören, woran das liegt (z.B. „Ich habe Stress auf der Arbeit gehabt und muss erstmal runterfahren“), sodass der andere merkt „okay, das liegt nicht an mir, sondern es liegt an den äußeren Umständen, die gerade dazu führen, dass er nicht bereit ist“. Außerdem ist es wichtig Bereitschaft in Aufsicht zu stellen. Also wenn ich weiß, dass du mit mir einen Konflikt klären möchtest und ich fühle mich nicht bereit dazu, dann weiß ich aber in dir brodelt etwas, in dir ist etwas los. Dann sollte es auch mein Bestreben sein das zu lösen und entsprechend dir zu sagen „ich bin jetzt gerade nicht bereit, aber ich bin gerad noch so ein bisschen voller Stress und Adrenalin, ich mach eine runde Sport und entspanne mich noch mal kurz, ist das okay für dich, dass wir in einer Stunde darüber sprechen“. Dann ist klar ich hab das nicht nur abgebügelt und gesagt „ich bin nicht bereit und habe keine Lust oder keine Zeit oder bin im Stress“, sondern ich sag dir „ich bin im Stress und das ist nicht gut gelaufen, ich werde jetzt Sport machen, um dann bereit zu sein mit dir den Konflikt zu lösen“. Dann kannst du sagen „okay, dann passt das“.
Ich glaube das ist wichtig, damit auch der andere nicht in die Position kommt zu denken „okay, jetzt bin ich wieder die, die angelaufen kommt und sagt „passt es dir jetzt, passt es dir jetzt““. Also das macht auch immer starke ungute Gefühle, dass man dann denkt „wenn ich jetzt wieder fragen würde, würde es ja auch nicht passen“. Die Message muss dann von demjenigen kommen, der sozusagen das Gespräch dann in dem Moment ablehnt und nicht von dem, der das erfragt. Ansonsten kommt es häufig zu dem, dass jemand dann sagt „also Bereitschaft erfragen, der ist nie bereit, also ich kann fragen wann ich möchte, ich kriege immer ein Nein“. Das soll halt nicht entstehen.
Tipp 2: Keine Vorwürfe
Da sind wir so bei dem „sprachlich richtig“ eigentlich, was wir immer wieder nutzen im Coaching, dass es darum geht, das ganze sprachlich richtig durchzuführen.
Also erstmal gilt es zu schauen: Wenn bei deinem Partner / deiner Partnerin tatsächlich Harmoniesucht, eine Trennungs- oder Verlustangst dahintersteckt, dann muss man sagen, dass Disharmonien den Partner stressen. Also das muss man einfach berücksichtigen, so dass man erstmal da so ein bisschen mit entspannter Haltung reingeht und tatsächlich die Bereitschaft und der Rahmen noch wichtiger werden.
Gewinner und Verlierer im Streit
Dann ist wichtig, dass das man rausgeht aus den Vorwürfen, sondern hin zu Feedback geben, sich selbst reflektieren und ins Teamgefühl geht. Wir wollen ja gemeinsam, dass zwischen uns keine Konflikte entstehen. Wie können wir also gemeinsam das konstruktiv lösen? Vorwürfe helfen da nie, also Du-Botschaften zu senden, Gewinner und Verlierer zu erzeugen, das macht keinen Sinn. Also Gewinn ist da, wenn beide sagen „das macht ein gutes Gefühl, das ist wieder gelöst“. Dann sind beide Gewinner. Sobald einer Gewinner und einer Verlierer ist, sind eigentlich beide Verlieren, dann gibt es eigentlich keinen richtigen Gewinner. Es geht ja immer so ein bisschen ums Recht haben, das muss raus. Weil der eine sagt „nee, ich habe einen Konflikt und ich habe ja Recht und ich möchte, dass du verstehst, dass ich recht habe“, aber es geht um die Emotionen. Genau, eigentlich möchten viele Paare dann ja soweit bohren, dass der andere sagt „ja Schatz, du hast Recht, es war ein Fehler bei mir“. Selbst dann ist es oftmals nicht gut, denn das ist ja auch nur vorgeschoben. Dann kann ich sagen „das sagst du nur damit, jetzt Ruhe ist und damit du deine Harmonie wieder hast“.
Druck lösen und Gespräche harmonisch führen
Dann geht es darum nochmal zu verstehen, dass das bei dem anderen sonst auch Druck machen kann und natürlich ein Gegendruck entsteht, also derjenige eher noch mehr flüchtet durch den Druck (wenn Flucht halt das entsprechende Verhalten ist). Dann ist es wichtig auch Raum geben zu können und zu schauen, dass man denjenigen halt nicht zu sehr unter Druck setzt. Das heißt nicht, dass man selber keine Konflikte mehr anspricht und nur noch in die Harmonie geht, aber dass man darauf achtet, nicht zu viel Druck zu machen und den Raum zu geben. Dann hast du es eigentlich genau richtig gesagt, dass würde ich halt genauso machen: Fragen, was wir gebraucht. Was kann ich vielleicht tun, damit es dir ein bisschen leichter fällt und angenehmer wird, mit mir über Feedback und Konflikte zu sprechen oder über emotionale Verletzungen zu sprechen und die gemeinsam zu lösen?
Was auch helfen könnte ist auch diese Reflexion: Sind wir gerade in einer Konfliktspirale und werfen wir uns beide gegenseitig alle Sachen immer an den Kopf, sodass jeder das Gefühl hat „okay, es ist so eine Auflistung“ und einer flüchtet sozusagen, weil er keine Lust auf diesen Rundumschlag hat. Also das ist ja häufig auch so bei Paaren, dass dann einer sagt „wenn du anfängst zu sprechen, dann kommen gleich noch zehn weitere Sachen hervor“. Und dass man darüber ausspricht und sagt „okay, wenn dir das natürlich jetzt so einen Druck macht oder dass dein Gedanke dahinter ist, warum du nicht mit mir sprechen magst, wie können wir sowas dann umgehen, also was für eine Regel können wir da für uns einführen, damit das nicht passiert“.
Da kommt man dann wieder zu diesen regelmäßigen Reflexionsgesprächen und dass man sagt „okay, wir merken jetzt, anscheinend haben wir Dinge aufgestaut“, das sind nicht nur eine oder zwei Sachen, über die wir gerade sprechen wollen, sondern zehn Sachen. Dann brauchen wir ein regelmäßiges Gespräch, um dazu zu kommen, dass sich die Sachen gar nicht mehr so aufstauen und man dann wirklich dabei bleiben kann dahin zu gehen, wann war es mal gut. Vor drei Wochen war es gefühlt gut, dann ist etwas passiert, dann möchte ich gerne über die Sache sprechen, damit sich das gar nicht aufschaut und man sagt „wann war es mal gut - vor drei Jahren glaube ich war es das letzte Mal gut“. Dann hat man zu lange gesammelt und dann kommt es zu diesen Rundumschlägen. Das ist ja klar, wenn ich die Prägung habe, also wenn mein Partner die Prägung hat „Harmonie ist wichtig und das gibt mir Sicherheit“, dann wird er alles dafür tun möglichst den Gesprächen, die dann einen Rundumschlag beinhalten, aus dem Weg zu gehen. Dann bist du im dritten Tipp gelandet.
Tipp 3: Deiner Partnerin / Deinem Partner Sicherheit geben
Harmonie gibt Sicherheit und die wird gebraucht. Also wahrscheinlich braucht dein Partner / deine Partnerin Sicherheit. Ein Streitgespräch ist eigentlich dafür da eine Lösung zu finden und nicht, wie wir schon sagten, Gewinner und Verlierer hervorzubringen. Es geht ja darum diese negativen Emotionen, die mit Streit verbunden sind, aufzulösen und eine neue Prägung zu machen. Und dann auch als Paar näher zusammenzuwachsen und auch da Erfahrungswerte zu sammeln und zu sagen „okay, wir können miteinander sprechen und es wird jetzt nicht danach die Stimmung so sein, dass das ganze Wochenende gesaut ist“. Sondern es ist etwas Positives, wir gehen da mit etwas Gutem hervor. Also da auch einmal drüber zu sprechen: Was ist dir wichtig bei einer Klärung des Konfliktes, dass der Partner auch, wenn der Angst hat vor Konflikten, dass man das wieder erfragt. Was brauchst du? Was ist dir wichtig für die Klärung?
Konfliktlösungen für die Partnerschaft und die Familie
Und da auch vielleicht nochmal über die Werte zu sprechen in einer Beziehung: Also was ist uns als Paar wichtig? Wie wollen wir Konflikte lösen? Wie wollen wir mit Problemen umgehen? Ich glaube, dass es auch eine grundsätzliche Haltung für eine ganze Familie sein kann. Also dass es nicht nur darum geht in einer Partnerschaft, sondern auch wenn ein Partner nicht in Konflikte gehen mag, dass ist meistens auch der Partner, der sich sehr schwer tut mit Kindern in Konflikte zu gehen. Der gerne auch die Verantwortung an den anderen Part abgibt und sagt „kläre du das mal mit ihm, das lief nicht so gut“. Das kann ja auch wieder eine Last sein und ein Druck sein.
Deswegen da auch zu überlegen: Wie wollen wir allgemein als Familie Konflikte lösen? Wie sollen unsere Kinder das lernen mit Konflikten umzugehen? Sollen die das lernen, dass nur einer von uns beiden die Probleme löst, dass nur einer von uns beiden nur Ansprechpartner ist? Das hat ja auch natürliche Konsequenzen, die dann hervorgebracht werden, die vielleicht auch gar nicht gewollt sind, aber die ja dann hervortreten. Wollen wir anfangen und zusammen als Team versuchen dich mit reinzubringen in einer Komfortzone, die sich erstmal für dich gut anfühlt, wo man sagen kann „okay, du musst ja nicht von Anfang an hier voll reinpreschen, sondern wir üben das zusammen als Familie und wir zeigen unserem Kind das auch, wie wir uns das vorstellen“.
Ich glaube das ist auch dann die Verständigung darüber, was das Ziel ist wenn man diskutiert, Meinungen austauscht, sich reflektiert oder auch in einen Streit kommt. Das Ziel ist es ja eigentlich immer negative Emotionen aufzulösen und danach etwas zu lernen, zu verstehen, zu verändern, zu tun, dass es besser geht. Also dann nachher als Paar näher zusammenzuwachsen durch die Dinge, die man da macht.
Sonst gibt man ja auch die Glaubenssätze weiter an seine Kinder. Das ist auch immer so ein negativer Effekt, der dann entsteht, dass wir Sachen weitergeben, obwohl wir die selber als limitierend empfinden, weil wir das ausleben. Ich finde das so schade bei Konflikten / Streitigkeiten / Diskussionen, das Kinder da immer sehr ausgeklammert werden (natürlich auf die Altersgruppe gesehen). Aber dass Kinder ab einem gewissen Alter sehen: Was heißt ein Streit? Was ist Streit? Was ist ein Konflikt? Was ist eine Diskussion? Wie löst man das? Das wird ja jedem Menschen im Leben begegnen, das an sich ist ja nicht schlimm. Schön ist ja eigentlich die positive Erfahrung zu sehen „okay, Mama und Papa können diskutieren, sie können auch andere Meinungen haben, aber sie haben sich trotzdem lieb“.
Genau, das hat nichts mit Liebe zu tun, jeder kann so sein wie er möchte, trotzdem kann man sich lieben und liebhaben. Da geht es wieder um den Wert „Wertschätzung, Anerkennung, Respekt“, dass man ungefähr in die gleiche Richtung läuft. Aber es muss nicht immer exakt der gleiche Weg sein.
Lösung: So geht ihr vor, wenn die andere Person vor Konflikten flüchtet
Jetzt kommen wir noch zum Schluss zu der Lösung. Ich denke wichtig ist es tatsächlich einmal nochmal selber auch sich klar darüber zu werden: Wie möchte ich damit leben und umgehen, wenn mein Partner eben vor Konflikten flüchtet und ich das Gefühl habe, dass er seine Meinung nicht sagt? Dass uns klar ist, es wird eine natürliche Konsequenz irgendwann folgen. Also das wird vermutlich nicht in Zufriedenheit, Glück und all das führen, sondern irgendwann wird es so sein, dass man auf die Jahre zurückblickt und sagt: Das hätte gemacht werden müssen, das hätte uns wirklich wahrhaftig geholfen und wir konnten das noch nie (oder lange nicht mehr oder die letzten fünf Jahre waren wir eigentlich unzufrieden, haben kompensiert).
Man muss sich auch als Partner von jemandem, der vor Konflikten und seiner Meinung zu äußern flüchtet, im Klaren darüber sein, dass diese trotzdem unterschwellig da sind. Sie sind nur nicht offen ausgesprochen, sie sind aber da. Das ist halt die Gefahr daran. Irgendwann kocht das System über und dann geht das schief.
Die Lösung, genau. Die Tipps sind ein guter Ansatz. Wenn das nicht reicht, weil das sind ja jetzt nur drei Tipps, wir können sich auch nochmal kurz zusammenfassen vielleicht. Wenn es wirklich vielleicht eine Harmoniesucht ist oder eine starke Verlustangst / Trennungsangst, die dazu führt, dass ich nicht in Konflikte gehen kann, Prägungen, die da sind, dann reichen diese Tipps vielleicht nicht ganz aus.
- Erster Tipp: Die richtigen Rahmenbedingungen schaffen, dass eine angenehme Atmosphäre herrscht.
- Zweiter Tipp: Dass letztendlich die Bereitschaft da ist, dass ihr sprachlich richtig Feedback gebt, das Ziel vor Augen behaltet. Das ihr gemeinsam Konflikte lösen wollt, beide sich am Ende als Gewinner fühlen müssen, beide sagen müssen „das haben wir gut gemacht, die unguten Gefühle sind weg, das Thema ist für uns gut geklärt“.
- Dritter Tipp: Und am Ende, dass man den Partner Sicherheit gibt, also dass das Gespräch dafür da ist Lösungen zu finden. Dass man sagt, was einem für die Klärung des Konflikts wichtig ist, dass man Sicherheit gibt (indem man fragt: Was brauchst du? Kann ich irgendwas tun, damit du dich wohler fühlst und bereit dafür wirst mit mir das Thema zu lösen?)
Wenn diese ganzen Dinge nicht reichen, dann empfehlen wir euch zunächst mal die vorherige Folge zu hören, denn da gehen wir tiefer auf die Lösung ein. Dann wird es gebraucht, die Ursache in der Tiefe zu finden und zu lösen. Dann wird es einen Auslöser bei deinem Partner oder deiner Partnerin geben, warum das so entstanden ist, warum sich das Verhalten so verändert hat, wodurch Angst vor Konflikten / Angst vor Streit / Angst davor Dinge auszusprechen entstanden ist. Das gilt es zu lösen, weil es für die meisten doch recht schwer ist, immer wieder durch die Angst durchzugehen und sich da zu überwinden, sondern die meisten halt in ihrer Komfortzone bleiben. Das da nun in fünf oder zehn Jahren mal etwas daraus entsteht, was vielleicht eskaliert, das ist ja heute erstens noch nicht ganz relevant und zweitens muss es ja gar nicht so sein. Wer sagt denn, dass es wirklich so ist?
Das ist meistens auch so ein Einzelcoaching-Thema die Harmoniesucht zu lösen, weil das ja einen von beiden meistens betrifft und dann gemeinsam die Beziehung durchzugehen und das Fundament wiederherzustellen. Diese Harmoniesucht ist ja ein Fundamentsthema von einem von beiden meistens.
Anzeichen für die Harmoniesucht: Beispiele aus der Praxis
Beispiel für typische Anzeichen: Also Partner kann auch mit anderen auf der Arbeit oder in vorherigen Beziehungen nicht aussprechen was ist oder Konflikte aushalten. Also ein typisches Anzeichen dafür, dass das eine tiefere Ursache hat und nichts vielleicht ist, was nur bei uns jetzt gerade so eine Phase ist und bei uns gerade entstanden, ist halt genau das.
Beispiel: Arbeitsalltag
Das geht auch mit anderen, also auch auf der Arbeit hast du vielleicht, dass du vielleicht sagst „Mensch, du hast doch eine Beförderung bekommen, hast du mehr Gehalt bekommen?“ – „Ne, wieso?“ – „Ja, ist das nicht so, du übernimmst Verantwortung, hast du nicht deinen Chef gefragt nach mehr Gehalt?“ – „Ne, habe ich nicht gemacht“ – „Willst du das nicht machen?“ – „Nein, ich glaube eher nicht“. Dann ist vielleicht irgendwas da, was denjenigen zurückhält für sich einzustehen, den Ausgleich von Geben und Nehmen einzufordern und zu sagen „ich wünsche mir, dass wenn ich mehr Verantwortung übernehme, ich auch einen entsprechenden Ausgleich bekomme“.
Beispiel: Probleme in früheren Beziehungen
Das sind so Anzeichen. Oder auch wenn jemand sagt „Was hat in deiner vorherigen Beziehung dazu geführt, dass ihr euch getrennt habt?“ – „Ja irgendwie ist das irgendwann explodiert; wir haben zwar nie gestritten, aber irgendwann ist das explodiert“ – „Das ist ja komisch“. Dann könnte es so sein, dass es bei mir auch passiert oder auch einfach, wenn man merkt, man kann einfach nicht aussprechen was ist, seine Meinung nicht sagen, dann macht es Sinn dahinzuschauen und das nicht einfach nur anzunehmen und zu sagen „der ist halt so“.
Das passiert ja auch häufig, das habe ich auch gerade im Coaching, dass dort jemand umschifft wird von allen Personen. „Der ist halt so, der ist schon immer so, das gehört zu seiner Identität, das kannst du nicht verändern, entweder nimmst du ihn so, wie er ist oder nicht, er hat halt nur Harmonie und keine Konflikte“. Aber irgendwann kommt es halt zu dem Punkt (wie auch bei dem Paar jetzt), dass das ganze System nicht mehr aufgeht, weil eigentlich alle nur die Harmoniesucht umschifft haben. Wie so Co-Abhängige umschiffen sie das Ganze, aber das löst das nicht.
Das kann auch sehr verletzend sein, wenn mein Partner oder meine Partnerin nur mit mir nicht gut sprechen kann, aber mit allen anderen. Wenn ich das feststelle, ist das ja auch eine Verletzung, aber dann deutet das ja eher darauf hin, dass zwischen uns eine Verletzung vorliegt. Wenn er das mit anderen kann, dann hat er das da nicht. Wie du schon sagst, wenn das eine Prägung ist oder etwas aus der Vergangenheit, kann der Mensch das mit allen Leuten nicht.
Beispiel: Prägungen aus der Kindheit
Da finde ich das immer ganz spannend auch die Begründung von den Menschen selber sich genau anzuhören. Wir haben es gar nicht so selten, dass Menschen sagen „mein Vater kann das auch nicht, bei uns in der Familie macht man das so, da setzt man sich nicht zusammen und bespricht das, nächstes Mal wenn ich zu Besuch komme bei meinen Eltern, dann ist das auch okay so“. Also das sind ja auch alles Anzeichen, die schon darauf hindeuten, dass das einfach eine Sache ist, die hat derjenige so gelernt und in positiver Absicht für sich natürlich weitergeführt. Aber trotzdem muss ich das ja nicht hinnehmen.
Beispiel: Lästern
Ein starkes Anzeichen ist auch das Lästern, fällt mir gerade so auf, das habe ich auch gerade im Coaching nämlich. Da ist das in der Familie so, dass wenn Konflikte da sind und Verletzungen, dass das nie der Person direkt ausgesprochen wird, sondern immer anderen. Also dann der Schwester, der Mutter, der Freundin. Denen wird dann gesagt, dass das doof läuft und dass das total scheiße war, was da passiert ist und dass das ein ungutes Gefühl gemacht hat. Aber das wird der Personen nie direkt gesagt, so dass die Person nie ihr Verhalten ändern kann und andere Menschen dauernd eine Brille über dich dadurch bekommen würden und du auch dann dadurch, dass ich das mit jemand anderem bespreche, eine neue Verletzung hast, denn das schließt dich aus.
Also das ist auch ein starkes Anzeichen: Lästern und über andere sprechen, aber nie direktes Feedback geben.
Unser Fazit
Genau, das waren unsere drei Tipps und unser Lösungsansatz. Wir wünschen uns natürlich sehr, dass dir das hilft, und solltest du oder deine Partnerin / deinen Partner harmoniesüchtig sein und das Gefühl haben, ihr könnt eure Meinung nicht aussprechen, habt ihr vielleicht drei gute Tipps, mit denen ihr probieren könnt, das erstmal zu lösen oder die Situation zu verbessern oder auch die Situation zu entschärfen. Funktioniert das nicht nachhaltig oder schafft das erstmal für zwei oder drei Monate Abhilfe und dann geht es wieder in alte Muster zurück, dann macht es mehr Sinn in der Tiefe zu schauen, zu schauen wo ist das Fundament rissig geworden und das wieder herzustellen, um dann wieder seine Meinung äußern zu können, Konflikte lösen zu können und nicht aus Angst in faule Kompromisse zu geraten.
Im Regelfall brauchen beide Vertrauen und Sicherheit und es sollte der Fokus darauf sein gemeinsam zu wachsen und als Team das Ganze zu lösen und das Gefühl zu haben „wir haben einen Konflikt, den wollen wir beide nicht haben, keiner wünscht sich einen Konflikt“. Was können wir gemeinsam Gutes tun, um das zu lösen und dann beide am Ende zu sagen „das Gefühl hat sich gelöst und wir haben beide eine schöne stimmige Lösung gefunden, wo wir beide sagen das macht ein richtig gutes Gefühl“?
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