So kannst du besser mit einer narzisstischen Person umgehen.
Psychische Störungen können zu einer Belastungsprobe für die Beziehung werden. In dieser Podcast-Folge möchten wir über eine spezielle psychische Erkrankung sprechen: Narzissmus.
Eine narzisstische Person ist außergewöhnlich egoistisch und selbstsüchtig und weist eine ausgeprägte Arroganz auf. Sie hat oftmals ein sehr positiv geprägtes Selbstbild und macht sich auf diese Weise gegen Kritik und negatives Feedback immun. So kann auch das eigentlich eher geringe Selbstwertgefühl kompensiert werden. Narzisstische Verhaltenswiesen haben ihren Ursprung häufig in der Kindheit. Womöglich hat man in jungen Jahren nur wenig Nähe und Liebe von seinen Eltern gespürt. Um dieses Defizit zu kompensieren versucht man sich selbst groß zu machen und sich besonders positiv darzustellen.
Eine narzisstische Persönlichkeitsstörung ist nicht nur für die betroffene Person, sondern auch für die Partnerin oder den Partner dieser Person belastend und kann die Beziehung negativ beeinflussen. Narzissten sehen sich häufig weiter oben als ihren Partner. Dies fördert ein Ungleichgewicht zwischen beiden Personen in der Partnerschaft. Hinzu kommt, dass die narzisstisch veranlagte Person immer wieder viel Aufmerksamkeit und Zuspruch von ihrem Partner benötigt. Erhält sie dies nicht, kann es zu Konfliktsituationen und emotionalen Verletzungen auf beiden Seiten kommen.
Eine Paartherapie eignet sich nicht dazu, um eine narzisstische Persönlichkeitsstörung aufzulösen. Hier ist eher die Hilfe eines Psychotherapeuten gefragt. Ein Paarcoaching kann jedoch als Ergänzung dienen und beide Partner wieder näher zusammenführen, um so das Fundament für eine starke Beziehung zu legen.
Wenn ihr mehr über psychische Erkrankungen im Kontext von Beziehungen erfahren möchtet, dann könnt ihr gerne in unserem neuen Blog-Beitrag vorbeischauen. Den Artikel haben wir speziell zu diesem Thema verfasst. Hier kommt ihr direkt zum Beitrag: https://www.lebensidealisten.de/blog/paartherapie-und-psychische-stoerungen/
Unterhalb findet ihr das Transkript dieser Folge.
Hallo und Herzlich Willkommen zu dieser neuen Folge der Lebensidealisten! Ich bin Florian, ich bin Ina, wir helfen euch raus aus der Krise hinein eine glückliche und harmonische Beziehung. In dieser Folge soll es um das Thema „Beziehung mit einem Narzissten“ gehen - Merkmale, Ursachen und potenzielle Lösungen. Das ist ein Thema, das immer wieder Menschen interessiert und sich die Frage gestellt wird: Hat mein Partner etwa narzisstische Züge? Was bedeutet das für mich? Wie gehe ich damit um? Ich wünsche dir viele spannende Impulse und Erkenntnisse nach dem Intro.
Als erstes mal die Überlegung „Was ist überhaupt ein Narzisst?“. Du hast eben auch von narzisstischen Zügen gesprochen und ich glaube das trifft bei den meisten Personen häufiger zu. Bei einem Narzissten sagt man, dass das eine Person ist, die außergewöhnlich egoistisch ist, sehr selbstsüchtig und die weist halt eine sehr ausgeprägte Arroganz auf. Man merkt das auch ziemlich schnell, wenn diese Person einen Raum betritt, das etwas anders ist. Das sind halt Personen, die wirklich von sich überzeugt sind, die eine sehr starke Selbstsicherheit haben, die halt eine Persönlichkeitsstruktur aufweisen, die außergewöhnlich selbstbewusst ist, die sehr auf sich selbst gerichtet ist und die natürlich – wie bei uns, in unserem Setting bei einer Paartherapie oder beim Paarcoaching – sehr schnell deutlich wird, weil es halt da um das Thema „Probleme“ geht.
Dann gibt es natürlich noch die narzisstische Persönlichkeitsstörung. Darüber wird gesprochen, wenn es eine tiefgreifende Störung gibt in der eigenen Persönlichkeit. Das sind aber Personen, da kommen wir später auch noch drauf, die eigentlich eher selten bei uns einen Termin buchen, mit denen wir zu tun haben. Wir eher mit den Personen zu tun, die mal narzisstische Züge aufweisen, die natürlich aber auch zu großen Problemen in einer Partnerschaft führen. Deswegen haben wir das Thema jetzt noch aufgegriffen. Heute also das Thema: Narzissten erkennen, narzisstische Züge erkennen und wie lernt man damit in einer Beziehung umzugehen, was ist der Ursprung von dieser Verhaltensart und wie kann man damit einfach besser umgehen in einer Beziehung. Dazu wollen wir uns erstmal die Merkmale angucken.

Inhalt im Überblick:
Welche Merkmale hat eine narzisstische Störung
Was wir häufig sehen, ist eine besondere Empfindlichkeit gegenüber dem eigenen positiven Selbstbild. Das heißt mit Kritik und Feedback kann jemand dann sehr schwer umgehen, gerade wenn das Feedback eher negativ ausgerichtet ist. Es gibt aber auch so eine Art Immunität, also das von sich wegweisen. Also dass manche immer wieder sagen „ne, das liegt nicht an mir, dass liegt an dir oder das liegt an irgendwelchen äußeren Umständen, aber auf keinen Fall liegt es an mir“. Also diese Immunität, das kann mir nicht passieren, dass ich Fehler mache, dass ich dich verletzt haben soll, das kann gar nicht passiert sein.
Dann entsteht natürlich auch so ein bisschen diese Kompensation von diesem Selbstwertgefühl, denn das Selbstgefühl zeigt sich halt auch in einer starken Selbstbewunderung und in einer übersteigerten Eitelkeit. Der andere kann denn ja bei dem anderen – das merken wir sehr schnell auch bei den Kennenlerngesprächen – gar nicht die Gefühle erkennen. Also er hat ein schlechtes Einfühlungsvermögen gegenüber dem Partner / der Partnerin und dem fällt es einfach sehr schwer überhaupt eine Kritik oder eine Problematik, die mit der Person zu tun hat, wahrzunehmen und sich damit auseinanderzusetzen. Was unsere Erfahrung ist, sind das häufig auch Menschen, die halt sehr früh auch gerne unterbrechen, aber auch sehr früh dann dem anderen die Problematik alleine gerne unterstellen würden. Die dann also sagen „okay, das ist unser Problem, aber wir haben das Problem ja nur, weil du…“ und schieben das Problem sozusagen dann sofort auf die andere Seite, damit derjenige dann wieder gut dasteht und wieder in seinem Selbstwertgefühl sozusagen nicht mehr auf Augenhöhe mit demjenigen ist, der das Problem hat, sondern sich wieder drüber fühlt.
Das ist keine Beziehung mit einem Menschen, der narzisstische Persönlichkeitszüge hat, die auf Augenhöhe stattfindet. Sondern eher so, dass der sich gerne über den anderen stellt. Manchmal aber dann so, dass der sogar vielleicht ein bisschen Mitleid empfindet (das ist dennoch möglich, also der sagt dann „ja, es tut mir auch leid, dass du das hast“), aber hauptsächlich darum, weil das möglichst weit von ihm selbst weg ist.
Beispiele vom Narzissmus aus der Paartherapie bei den Lebensidealisten
Wir erleben das zum Beispiel in den Kennenlerngesprächen immer mal wieder, dass jemand sich selbst zwar vorstellt, aber dann auch sehr schnell auf den anderen zu sprechen kommt. Er sagt dann beispielsweise: „Hallo ich bin Florian und so und so alt, ich mache das und dies und das ist meine Frau Ina, die hat folgende Probleme…“. Das ist dann meist in der Entwicklung so entstanden. Und sie sitzt dann daneben und lässt es über sich ergehen.
Oder anderes Beispiel: Jemand ist im Kennenlerntermin und der vierte Satz der fällt ist: „Ich verdiene übrigens Summe x Euro“ oder „Ich habe so und so viele Mitarbeiter“. Man fragt sich dann schon was das soll, wenn jemandem überhaupt im Gespräch so sagt wieviel Geld er verdient, weil es auch für den Coachingprozess gar keine Relevanz hat wie viel Geld er verdient, das ist keine wichtige Information. Aber hier war es ganz wichtig, um einfach mal so den eigenen Wert klarzumachen. „Ich bin hier so und so einkommensstark, ich habe also eine gewisse Position“.
Wiederum ein Beispiel, was ein besonderes Paar kennzeichnet, wo beide diese narzisstischen Züge hatten, wo nochmal so deutlich wird, wie die Menschen dann agieren: Das war so, dass im Kennenlernen erstmal beide relativ offenbar waren, aber sie haben schon berichtet, dass andere schwer helfen konnten und so weiter. Es wurde relativ schnell klar, dass Ursachen bei jedem selbst liegen, also wie in Einzelcoachings erstmal gehen, um Päckchen und Prägungen zu lösen. In den Einzelcoachings wurde dann klar, wie das gemeint ist, nämlich jeder von beiden Seiten ist davon ausgegangen, dass der andere Themen und Päckchen hat, die gelöst werden müssen, so dass jede Frage, egal wie sie gestellt habe, immer dazu führte, dass über den anderen geredet wurde. Selbst mit dem Hinweis und der Erkenntnis (bei dem einen hat sie das selber ausgesprochen, er nicht) zu sagen „oh, wir reden ja nur über den anderen“ ist es dann trotzdem nicht dazu gekommen, dass sich der Blickwinkel auf sich selbst richten konnte. Das Einzelcoaching haben wir dann vorzeitig eigentlich erstmal beendet und gesagt „gut, dann haben wir jetzt erstmal vieles und schauen mal“. Nach den beiden ersten Einzelcoachings haben die sich dann auch nicht wieder gemeldet, den Termin abgesagt, was dann auch relativ klar war. Einfach weil beide an dem Punkt noch nicht waren zu erkennen, dass jeder erstmal bei sich gucken sollte und dann vielleicht mal zu schauen „was kann man an sich ändern, welche Anteile habe ich in mir?“ und dann auf den anderen zu schauen.
Interessant war ja auch noch, was du erzählt hattest, dass es dann ja auch bei diesem Paar zum Beispiel diese Warnung gab. Das der andere sagt „du musst aufpassen, derjenige erzählt das so und so“ oder „da darfst du dich nicht so und so von täuschen lassen“. Das machen eigentlich Paare ziemlich selten, das haben wir gerade im Einzelcoaching sehr selten. Das ist halt ja schon etwas manipulatives, weil ich will dem anderen damit eine Brille geben, dass er den anderen so und so bloß sehen soll oder darauf achten soll. Das war gar nicht gebraucht. Also das ist keine Sache in unserem Coachingprozess, im Gegenteil! Wir haben selber Methoden, damit wir nicht dahin geraten und deswegen ist uns ganz bewusst beim Einzelcoaching, dass wir uns mit der Person, die vor Ort bei uns sitzt, beschäftigen und nicht mit dem Partner / mit der Partnerin. Derjenige hat einen eigenen Termin und wir wollen natürlich auch gar nicht in den Ausschuss gehen. Das war auch noch so ein Hinweis darauf „okay, da ist zwischen den beiden ein sehr narzisstischer Umgang“. Es war sehr egoistisch geprägt, jeder hatte den Blick auf sich („ich bin aber gut und richtig“) und den Blick auf den anderen („bei dir stimmt was nicht, wenn du das änderst dann wird es besser gehen“).
Genau, das hatten wir so zu den Merkmalen. Jetzt kommen wir zu den Ursachen.

Woher kommt der Narzissmus und welche Ursachen stecken dahinter?
Die Ursachen sind psychologisch soweit ich weiß noch gar nicht so hundertprozentig erklärt, aber es lässt sich vermuten – wie bei vielen Dingen – dass natürlich in der Kindheit da einfach gewisse Dinge liegen. Gerade wenn es jetzt nur um einen narzisstischen Zug geht und gar nicht darum jetzt wirklich eine intensive Persönlichkeitsstörung entwickelt zu haben.
Das kann zum Beispiel daran liegen, dass man zu wenig liebe Anerkennung und Anerkennung durch die Eltern bekommen hat, vielleicht auch in Kombination mit stark sein müssen, perfekt sein müssen und keine Fehler machen dürfen. Wir nennen das „Schatten“, die entstehen. Also man muss stark sein, man muss perfekt sein, man darf nichtFehler machen. Das sind Schatten, die man dann hat. Durch diese Schatten kann es einem sehr erschwert sein sich dann auch selbst zu reflektieren, weil man dann einfach sagt „ich muss ja stark sein, ich muss perfekt sein, ich mache keine Fehler“, um sich selbst zu schützen.
Die Kindererziehung als erster Ansatzpunkt, um eine gesunde Persönlichkeitsstruktur zu entwickeln
Das ist auch wieder so eine Sache, die in der Kindererziehung auch immer sehr spannend ist. Da gibt es auch in der Pädagogik verschiedene Diskussionen über das Thema Lob, Anerkennung von Leistungen. Das passiert sehr selten, aber das gibt es halt auch, dass da eine Persönlichkeitsstruktur entstehen kann bei einem Kind, wenn man es zu sehr idealisiert. Also wenn man es zu sehr hervorhebt, zu sehr das Perfekte immer nur lobt und nicht fördert, dass das Kind auch kritisch sich mit sich selbst auseinandersetzt, um den eigenen Anteil zu sehen. Also z.B. zu sagen „okay, das kannst du sehr gut, das üben wir nochmal zusammen“ oder zu sagen „das ist mal schief gelaufen, man muss auch nicht perfekt sein, das probiert man nochmal“ und damit einfach auch diese starke Überzeugung von sich selbst nicht auftritt, sondern dass in einem gesunden Maße stattfindet. Also man auch die Gefühle der anderen sehen kann (natürlich immer entwicklungsbedingt, dass kann man nicht von einem zwei-, vier- oder fünfjährigen zu 100% verlangen) und entwicklungsbedingt sagen kann „so wie weit du jetzt bist üben wir das, dass du auch die Gefühle von anderen sehen kannst, deinen eigenen Anteil sehen kannst, die positive Absicht auch sehen kannst oder warum der andere das gemacht hat, dich nicht gleich so angegriffen fühlst und dass das nicht gegen eingerichtet ist, wenn man Kritik bekommt, sondern durch Kritik auch wachsen kann“.
Ein Beispiel aus unserer Coaching-Ausbildung
Was halt häufig vorliegt ist, dass das Ganze auf Identitätsebene und nicht auf Ebene des Verhaltens gemacht wird und dadurch einfach sich das so stark in die Identität einprägt, dass man perfekt ist oder perfekt sein sollte und nicht das auf ein Verhalten zugeordnet. Also das kann auch fortlaufend Probleme machen. Also nehmen wir ein Beispiel, was wir auch in der Coaching-Ausbildung häufiger mal gehört haben:
Das Beispiel, wenn jemand eine gute Leistung in Mathe bringt. Dann kann ich natürlich sagen „du hast eine tolle Note geschrieben, das ist sehr gut, das hast du erreicht, weil du hast dafür so viel gelernt, dich damit auseinandergesetzt oder du hast im Unterricht gut aufgepasst“. Also es gibt irgendein Verhalten, was dazu geführt hat, dass derjenige eine gute Note geschrieben hat. Wenn ich das aber auf Identitätsebenen lobe und sage „du bist gut in Mathe, du bist ein kleines Mathegenie“, dann kann das dafür sorgen, dass das auf meiner Identitätsebene ankommt und ich glaube, das würde automatisch so funktionieren, dass ich in Mathe immer gute Noten schreibe. Man würde das entkoppeln nach und nach von einem Verhalten, was gebraucht wird (wie z.B. das ich lerne). Dann kann die Enttäuschung groß sein, wenn ich auf einmal in der 8. Klasse, wo es das erste Mal vielleicht richtig schwierig wird und ich bis jetzt nicht lernen musste und trotzdem gute Noten geschrieben habe, merke „ich schreib auf einmal schlechte Noten“ und das überhaupt nicht zu meiner Identität passt, denn ich bin doch gut in Mathe. Wie kann es dann passieren, dass ich eine schlechte Note schreibe? Dann muss es ja der Lehrer sein.
Jetzt ist die Frage: Wie gehen wir damit um? Ist es jetzt der Lehrer, der Schuld hat? Kann ich sagen „ich habe einen schlechten Mathelehrer erwischt“? Oder habe ich vielleicht einfach verlernt zu lernen, weil ich dachte „ich bin gut in Mathe und ich muss nichts mehr tun“?
Das sind so Dinge, die da vorliegen und dass ist eine gewisse Unangreifbarkeit, die dadurch entsteht. Diese unguten Gefühle werden gedeckelt, Defizite die da sind werden eher nicht bei sich gesucht, sondern bei anderen. Dadurch entsteht es, dass man halt kritikunfähig wird oder immun wird dagegen und immer weiter sich selbst hervorhebt.

Wie kann der Narzissmus die Beziehung beeinflussen?
Also jeder, der bis jetzt zugehört hat, wird wahrscheinlich sagen „oh das ist auf jeden Fall ein anstrengender Kandidat oder eine anstrengende Kandidatin in der Partnerschaft“, weil da einfach viele Verhaltensweisen, die wir beschrieben haben, nicht gerade kompatibel sind mit einem wertschätzenden, kommunikativen Umgang in einer Partnerschaft. Denn ein Narzisst steht halt nicht auf Augenhöhe mit der Partnerin oder mit dem Partner. Der andere wird halt weiter unten gesehen und der Narzisst halt weiter oben, also nicht auf Augenhöhe. So entsteht ein Ungleichgewicht und das ist natürlich in vielen Variationen einer Partnerschaft gefährlich, also in der Kommunikation, bei Entscheidungen. Dadurch, dass die andere Partei sich sozusagen so stark sich hervorbringt, es einmal stark und schwach nachher gibt und jeder sich ja auch leider manchmal schnell in diese Rolle hineinbegibt, gibt es halt auch da so Beziehungsstrukturen, die schnell gesund werden können.
Wenn sich die Partnerin oder der Partner entsprechend unterwirft und die nötige Bewunderung und Aufmerksamkeit mitgibt, dann ist das in dem Moment natürlich für den mit den narzisstischen Zügen sehr gut und der freut sich, dass alles so funktioniert, wie er sich das wünscht. Aber es gibt natürlich genug Phasen im Leben, wo das eben genau so nicht funktioniert und die Ressourcen dafür nicht da sind oder einfach dieses Übermaß an Bewunderung und Aufmerksamkeit und Lob irgendwann auch aufgebraucht ist und Normalität eigentlich eintreten soll. Das kann natürlich für den Menschen, der narzisstisch veranlagt ist, einfach schwierig werden und dann auf einmal kippt das Gefühl.
Oder auch bei zum Beispiel Lebensereignissen wie einer Krankheit oder so wenn derjenige, der schwächer ist, krank wird, dann stimmen die Rollenverhältnisse nicht mehr so ganz. Dann müsste der Narzisst in die Rolle kommen auch mal die Gefühle und das Leid beim anderen zu sehen, was sehr schwierig ist. Aber er sieht ja, dass es ganz viel Aufmerksamkeit gibt für ihn in der Rolle des Pflegenden. Er ist derjenige, der sozusagen dann Nachteile hat, weil derjenige sich um die andere Person kümmert. Das sind nachher Konstrukte, die sehr schwierig sind und die auch zu sehr vielen Verletzungen in der Beziehung führen können, wenn man das Gefühl hat: Warum machst du das eigentlich? Machst du das für dich, um selber gut dazustehen? Oder machst du das, weil du mir wirklich helfen möchtest? Oder ich habe mir deine Hilfe vielleicht ganz anders vorgestellt. Das ist ja meistens so in Lebensereignissen, die sehr einschneidend sind, so etwas stärker zum Vorschein kommt.
Was entsteht weiterhin in der Beziehung dadurch? Man kann grob sagen: Es entsteht Leid in zweierlei Richtung. Entweder, wenn jemand das runterschluckt, nicht offen ausspricht und das mit sich machen lässt. Dann entsteht ganz viel Leid, weil die eigenen Bedürfnisse dafür unterdrückt werden müssen vielleicht. Auf der anderen Seite, wenn jemand das nicht unterdrückt und da offen mit umgeht und auf den Partner zugeht, der aber wenig konfliktfähig ist und wenig offen für Feedback und Kritik ist, dann entstehen Konflikte, gegebenenfalls Machtkämpfe und es wird einfach sehr schwer, diese Partnerschaft auf Augenhöhe zu bringen, wenn schon eine Zeit vergangen ist. Da entstehen Konflikte, Machtkämpfe, ungute Gefühle, Leid, eigentlich die ganze Palette.

Wie kann es weitergehen, wenn die Beziehung vom Narzissmus geprägt ist?
Was wird gebraucht, um das Ganze verändern zu können? Wie kann man damit umgehen?
Ich denke das ist wie mit vielen Dingen im Leben: Erstmal die Selbsterkenntnis. Wenn diese Selbsterkenntnis entsteht („hey, ich hab da irgendwie besonders egoistische Züge, ich hab da irgendwie einen Umgang, der mich mit meiner Partnerin / meinem Partner gar nicht auf diese Augenhöhe stellt“), dann besteht die Chance zur Veränderung. Solange derjenige dass nicht selber sieht und selber den Wunsch hat, daran etwas zu verändern, solange ist das sehr schwierig daran etwas zu verändern.
Andersrum, als der Gegenpart, auch die Erkenntnis: Was passiert in unserer Beziehung / unserer Ehe gerade? Möchte ich das so? Möchte ich das weiter aushalten? Ist das so, wie ich mir mein Leben vorstelle? Oder sage ich „okay, alles hat seinen Preis, das ist ein Preis, den ich nicht zahlen möchte“? Also aus diesen ungesunden Strukturen möchte ich mich bewusst lösen, …
- weil mir das nicht gut tut.
- weil das immer wieder gegen meine Werte geht, wie derjenige mich behandel.
- weil ich immer wieder verletzt werde.
- weil ich mich einfach unwohl fühle.
- weil ich mir in Bezug auf meine Partnerschaft auch auf die Zukunft hin gesehen (Themen wie Kinder, Zusammenziehen, im Alter zusammen sein) nicht vorstellen kann, mit so jemandem zusammen zu sein.
- weil ich jetzt schon merke, das ist ungesund, das tut mir nicht gut.
- weil ich auch selber immer kleiner werde (viele beschreiben auch „ich hab das Gefühl, ich bin mit meinem Selbstwertgefühl so gesunken, dass bin gar nicht mehr ich; ich hab mich da zu jemanden hin entwickelt, der möchte ich gar nicht sein“).
Da stellt sich natürlich die Frage: Gehen oder bleiben? Also auch zu überlegen: Möchte ich mit meinem Partner daran überhaupt arbeiten, oder gehe ich und sorge für mich selber? Da gibt es immer den gewissen Punkt, also wo die natürliche Konsequenz eintritt, die man vorher aufzeigen kann, irgendwann zu sagen „ich will mich eigentlich nicht trennen, aber ich muss es, um einfach für mich da zu sein / für mich zu sorgen“. Das kann so ein Punkt sein der entsteht und da dann durchaus auch helfen kann, dass derjenige dann aufwacht und hinschaut.
Narzissmus und Verlustänste
Wo es natürlich ganz besonders schwierig werden kann ist, wenn jemand mit narzisstischen Zügen auf jemanden trifft, der Verlustängste hat und Angst vor Einsamkeit. Das matcht erfahrungsgemäß leider ziemlich gut, dass die Menschen zusammentreffen, so dass dann dieser Schritt gar nicht gegangen werden kann. Da hatte ich auch ein Paar, was genauso aufgestellt war, wo es zwar in eine Paartherapie ging, aber eigentlich war es in dem Fall der Frau sehr bewusst, dass das Richtung Trennung laufen muss, weil es eigentlich nicht geht. Da war es eine Verlustangst, die sie zurückhielt, sich aus der Partnerschaft lösen zu können. Das ist halt immer so der Punkt: Wenn jetzt mein Partner narzisstische Züge hat, ich die natürliche Konsequenz der Trennung aufgezeigt habe, aber es nichts bewirkt, weil ich den Schritt eigentlich gar nicht gehen kann (was aber eigentlich gebraucht wird, sonst braucht man die natürliche Konsequenz der Trennung gar nicht erst aufzeigen und in den Raum bringen), dann kann es sein, dass dir zum Beispiel ein Einzelcoaching dabei hilft deine Verlustangst zu lösen, die Angst vor Einsamkeit / dem Alleinsein zu lösen, so dass du in die Lage versetzt wirst, die Option der Trennung wirklich ziehen zu können. Auch das kann noch mal den Switch in der Beziehung bringen, denn wenn dein Partner dann merkst „oh, sie ist wirklich in der Lage die Trennung durchzuziehen“, dann könnte es dazu führen, dass derjenige sich verändert, muss es aber nicht. Dann hättest du aber die Möglichkeit die Trennung, wenn das dein Gefühl ist, dass es dir besser geht damit, wirklich durchzuführen.

Unser Fazit
Eine spannende Folge, ein spannendes Thema. Das zum Thema „narzisstische Persönlichkeitszüge: Wie kann ich in der Beziehung damit umgehen? Ursache, Entwicklung, wie beeinflusst es die Beziehung, wie kann ich vielleicht lösen“. Ich hoffe du hattest spannende Impulse und die Folge hilft dir ein Stück weiter auf deinem Weg. Wenn dir diese Folge gefallen hat und du gerne weitere Folgen von uns hören möchtest, dann abonnieren doch ganz gerne unseren Podcast oder unseren YouTube-Kanal, schau‘ auf Instagram vorbei. Wenn du das Gefühl hast, du selbst bist von dem ein oder anderen betroffen und findest da nicht so richtig den Weg heraus, dann ruf‘ uns doch gerne an, buche ein kostenloses Kennenlernen und lerne uns kennen (im Online-Coaching, wenn du irgendwo aus Mittel- oder Süddeutschland kommst, oder im Präsenz-Coaching bei uns vor Ort, wenn du vielleicht auch Schleswig-Holstein und Hamburg bist) und lass uns gerne dein Problem gemeinsam angehen und lösen. Ansonsten hören wir uns das nächste Mal wieder. Bis zur nächsten Folge, bis dann!