Mit diesen Problemen hat jeder in einer neuen Beziehung zu kämpfen
Viele machen sich zu Beginn einer Beziehung einige Gedanken - es tauchen Bedenken und Sorgen auf und man fragt sich beispielsweise, wie man einen in der Zukunft aufkommenden Konflikt lösen kann. In dieser Folge beschäftigen wir uns mit vier typischen Problemen in einer neuen Beziehung.
Mit Selbstzweifeln haben mehrere zu Anfang einer Partnerschaft zu tun. Lag es an mir, dass meine letzte Beziehung zerbrochen ist? Bin ich gut genug für meinen Partner? Wir möchten euch mit dieser Episode zeigen, wie ihr mit diesen Zweifeln umgehen könnt.
Auch beschäftigen wir uns mit Unsicherheiten wie „Was ist, wenn ich wieder verletzt werde?“ oder „Sollte ich schon Gefühle zulassen?“. Hier geht es darum, das eigene Fundament zu stabilisieren, damit man mit positiver Kraft in der neuen Beziehung weitermachen kann. Außerdem kann man sich schon frühzeitig damit auseinandersetzen, wie man emotionale Verletzungen durch den Partner meistert und welche Methode sich eignet, um diese Emotionen zu lösen.
Außerdem thematisieren wir das Kennenlernen der Eltern und Gedanken über die Zukunft und geben dir dazu Ratschläge.
Wenn dich das Thema „Beziehungsstart“ interessiert, schau auch gerne in unseren neusten Beitrag „Streit zu Beginn der Beziehung: Aufgeben oder weitermachen?“ rein: https://www.lebensidealisten.de/blog/streit-zu-beginn-der-beziehung-aufgeben-oder-weitermachen/
Unterhalb findet ihr das Transkript dieser Folge.
Herzlich Willkommen zu dieser neuen Podcast-Folge bei den Lebensidealisten! Mein Name ist Florian, ich bin Ina, wir sind Paartherapeuten und Coaches und helfen Paaren raus aus der Krise hinein eine glückliche und harmonische Beziehung. Heute haben wir das Thema „mit diesen 4 Problemen hat jeder in einer neuen Beziehung zu kämpfen“ und natürlich wollen wir uns nicht nur die Probleme anschauen, sondern auch wie man damit umgehen kann, wenn man das Gefühl hat, eines der Probleme betrifft euch.
Wir haben das Thema ausgewählt, weil uns immer wieder bei Coachings aufgefallen ist, dass es bestimmte Muster gibt, bestimmte Probleme gibt, die sehr häufig am Anfang von einer Beziehung auftreten. Es ist auch völlig normal und auch okay, dass man sich am Anfang Gedanken macht oder das erste Bedenken aufkommen, wenn diese Probleme auftreten. Passt das so? Ist das normal? Ist das schon ein Anzeichen für irgendwas? Deswegen wollten wir das Thema nochmal aufgreifen: Was sind diese 4 Probleme die häufig vorkommen?
Inhalt im Überblick:
Selbstzweifel in der neuen Beziehung
Genau, das erste Problem das sind Selbstzweifel, dass einer von beiden an sich selbst zweifelt, also eigentlich mangelndes Selbstvertrauen. Das muss gar nicht ein allgemeines mangelndes Selbstvertrauen sein (im Job kann man total gut sein und kann eine Führungsposition haben), aber man kann innerhalb der Beziehung an Selbstzweifeln leiden. Zum Beispiel aus der vorherigen Beziehung sind ungeklärte Fragen offen geblieben, die in der eigenen Reflexion vielleicht noch nicht gelöst worden sind, oder die einfach unklar sind. Also zum Beispiel ist die Frage: Kann es diesmal in der Beziehung anders, also besser laufen? Holen mich die alten Konflikte wieder ein?
Selbstzweifel und Unsicherheiten im Rahmen der Partnerschaft
Da hat letztens mal jemand einen guten Satz gesagt im Coaching, das fand ich ganz prägnant. Nämlich ist derjenige schon etwas älter und hatte zwei Ehen und jetzt eine längere Beziehung und sagte, was er im Laufe seines Lebens jetzt gemerkt hat: Er kann die Frauen so oft wechseln, wie er möchte, er kommt immer wieder an die gleichen Konflikte. Anscheinend liegt es ja an mir, dass die Probleme da sind und nicht an meiner Beziehung insgesamt oder an den Frauen jeweils. Woher kommt das, dass ich immer wieder in langen Beziehungen die gleichen Probleme und Konflikte entstehen lasse?
Das ist ja auch so ein bisschen dieser Gedankengang, dass Menschen andere Menschen anziehen. Also wie kommt es dazu, dass ich immer wieder auf diese Art von Mensch komme? Das ist ja so ein bisschen andersrum gesehen sozusagen, also wieso ziehe ich immer diesen Menschentyp in mein Leben? Gibt es Parallelen zu den Beziehungen vorher (was häufig so ist, also in den Ausprägungen)? Das sind halt diese Zweifel am Anfang. Also wird mir das, was mir in der letzten Beziehung passiert ist, wieder passieren? Werden die Probleme halt mitgenommen?
Selbstzweifel in Bezug auf die eigene Persönlichkeit
Dann natürlich auch die Selbstzweifel komplett bei einem selber. Also gerade, wenn man jemanden ganz attraktiv findet oder anziehend findet: „Bin ich gut genug für diesen Menschen?“ Also sich selber irgendwie kleiner zu machen als den anderen und den anderen so durch die rosarote Brille hervorzuheben und zu sagen: „Kann ich da eigentlich mitziehen, passt das so mit uns?“
Man hat seine eigenen Probleme und Fehler so im Fokus durch den Selbstzweifel und sieht andere, wie du sagst, durch die rosarote Brille in so einem besonderen Licht, so fehlerlos. Da auch die Frage „Warum liebt mich mein Partner überhaupt? Kann man mich überhaupt lieben?“. Also das sind ja alles Themen, die ganz tief in mir drin sind, die mit mir zu tun und die eigentlich gar nichts mit dem Partner zu tun haben. Wenn ich sage „kann man mich lieben“ ist das ein Thema bei mir selbst, aber die sich dann stellen, wenn natürlich ein neuer Mensch in das Leben reinkommt oder es um die Gefühle geht.
Selbstzweifel und Unsicherheiten überwinden: So funktioniert es wirklich!
Was gibts für dieses Thema „Selbstzweifel“ für eine Lösung? Das ist erstmal so, dass wir schauen: Woher kommen diese Selbstzweifel überhaupt? Die sind ja in die Beziehung anscheinend mitgebracht. Natürlich können auch Selbstzweifel innerhalb einer Beziehung entstehen, aber wenn wir jetzt mal hier von dem Anfang einer Beziehung ausgehen und ich bekomme relativ schnell Selbstzweifel, dann sind die sehr wahrscheinlich nicht durch den aktuellen neuen Partner entstanden, sondern nur angetriggert wahrscheinlich. Entstanden sind sie wahrscheinlich woanders. Wir spüren gerade die Wirkung. Dann sollten wir uns auf die Suche nach der Ursache machen. Wann sind diese Selbstzweifel entstanden?
Die Ursache(n) für die Zweifel finden und diese lösen
Wir suchen da immer nach dem Punkt: Wann war es mal gut? Wann hatte ich noch keine Selbstzweifel? Wann fühlte ich mich beim Start von Beziehungen selbstsicher? Und was ist passiert, dass sich das verändert hat? Und das dann zu lösen innerlich, diese Anteile, die diese Selbstzweifel gemacht haben, sei es, dass Konflikte ungelöst geblieben sind in vergangenen Beziehungen und ich das Gefühl habe, ich kann Konflikte nicht lösen, manche Menschen gehen aus zwei oder drei Beziehungen heraus und nehmen danach die Überzeugung mit „ich bin beziehungsunfähig“ und klar, wenn ich beziehungsunfähig bin, wie soll diese Beziehung klappen. Das ist auch eine Art von Selbstzweifel, der eigentlich da ist.
Seine Schwächen akzeptieren und sich über seine Stärken bewusst werden
Also sich ganz klar seinen Schwächen zu stellen, seinen Prägungen zu stellen und die zu lösen (wenn es Prägungen sind, emotionale Verletzungen waren, die sich lösen lassen). Ansonsten sich auch mal mehr seinen Stärken bewusst machen: Fragt doch mal eure Freunde, was sie an euch gut finden, was ihr richtig gut könnt. Holt euch doch mal positives Feedback bewusst von außen ein und vielleicht mit der Einleitung, dass es darum geht, dass man Selbstzweifel hat. Also ganz offen damit umzugehen und dann von anderen sich mal ein Feedback einzuholen und zu merken: „Das ist gar nicht so“.
Das Gespräch mit der Partnerin / dem Partner suchen
Oder auch mit dem neuen Partner / mit der neuen Partnerin zu reden, das ist auch ganz wichtig das anzusprechen, die Zweifel anzusprechen. Manche Menschen haben das ja auch, dass ist zwar eine ganz oberflächliche Ebene, aber auch auf das Äußerliche bezogen, wenn man zum Beispiel einen sehr attraktiven Menschen kennenlernt, man selber sich nicht attraktiv findet. Das man das auch ganz offen anspricht.
So hat der Partner die Chance gewisse Dinge, die in einem guten Rahmen sind, auszugleichen, den Ausgleich zu schaffen. Oder einfach in manchen Dingen auch weiß, warum reagiert man so? Weil vielleicht dann ansonsten auch eine Unsicherheit für den Partner oder die Partnerin entstehen kann, weil durch diese Selbstzweifel verhalten wir uns ja vielleicht manchmal anders, als wir uns normalerweise verhalten würden, wenn wir sicher wären. Und der andere fragt sich „warum machst du das?“. Das kann auch verletzend sein, dass der andere nachher den Fehler bei sich sucht.
Da wären wir bei Eifersucht. Also Eifersucht haben wir gar nicht mit drin gleich in unseren Themen glaube ich. Aber Eifersucht ist ja auch so ein Thema, was die neue Beziehung belastet, aber eigentlich zur alten Beziehung gehört. Das ist hier bei den Selbstzweifeln quasi ähnlich.
Sorgen und Ängste in der neuen Partnerschaft
Genau, das zweite Problem ist Unsicherheit und Angst. Also die Frage: Sollte ich mich sofort auf meinen Partner / meine Partnerin einlassen? Wie weit lasse ich mich ein? Wie weit lasse ich Gefühle zu? Und was ist, wenn ich wieder verletzt werde? Also die Angst davor, wieder das zu erleben. Man hat ja vielleicht gerade so oft das Ende einer Beziehung dann häufig im Kopf noch, also das Ende der vorherigen Beziehungen im Kopf. Und da so die Angst zu haben: „Okay, kann mir das nochmal passieren?“. Manche sagen ja auch, dass ist nur eine Frage der Zeit bis ... Also dieses „der Schein trügt“, kann ich mich jetzt überhaupt auf mein Glück einlassen? Bin ich zu unvorsichtig? Also da diese Unsicherheit und Angst zu haben.
Das hängt auch mit der Schutzmauer zusammen, die durch Verletzungen und ungute Gefühle, schlechte Erfahrungen aufgebaut wird. Klar sagen dann viele „neue Chance, neues Glück“ so als Sprichwort und glauben dann, man kann völlig neu und leicht und ohne Schutzmauer in eine neue Beziehung hinein starten. Aber so funktioniert unsere Emotion nicht, denn diese Schutzmauern nehmen wir mit, zumindest in einem gewissen Maße. Vielleicht nicht so hoch, wie sie beim Ex-Partner war, aber ein Stück weit Schutzmauer nehmen wir mit. Man überlegt ja auch, finde ich, wenn man auf neue Partnersuche geht, man nimmt die Erfahrungswerte aus der alten Beziehung mit, dass man zum Beispiel sagt das und das ist nicht gut gelaufen und das möchte ich auf keinen Fall bei meinem neuen Partner wieder und schon gehe ich ja gar nicht neutral in eine neue Beziehung. Sondern ich möchte natürlich was ja auch irgendwie verständlich ist, das, was nicht gut gelaufen ist, nicht nochmal haben. Oder das, was ich dachte vielleicht bei einem anderen nicht gesehen zu haben am Anfang, da möchte ich jetzt ganz besonders drauf achten. Bestimmte Werte, die vielleicht verletzt worden sind, die sind einem besonders wichtig, weil man die selbst erst über die Jahre erfahren hat. Aber wirklich frei bin ich dann natürlich nicht.
So könnt ihr mit Unsicherheit und Angst umgehen
Die Lösung des Ganzen, wie gehe ich mit Unsicherheit und Angst um, die ich mitbringe?
Klarheit über die Vergangenheit erhalten und das eigene Fundament stabilisieren
Das eine ist die Klarheit schaffen darüber, was führte denn in den vorherigen Beziehungen dazu, das es nicht gut funktionierte oder einfach nicht so funktionierte, wie ich es mir gewünscht habe? Was führte dazu, dass ich mich vielleicht auch mal verletzt gefühlt habe, dass Konflikte und Streit entstanden sind? Und sich da vor allem darüber bewusstwerden, was war der eigene Anteil dazu, was hab ich da mit hineingebracht. Weil das ist ja das, was ich lösen kann. Ich kann ja nicht die Anteile meines Ex-Partners oder meiner Ex-Partnerin für den lösen, das hilft mir auch nicht. Ich kann schauen, was sind die Prägungen, die Dinge, die in mir wirken und die kann ich lösen und verändern.
Das führt dazu, dass ich mein eigenes Fundament stabilisiere. Wenn jeder Mensch so in sich ein Fundament hat, auf dem alles aufbaut, dann führen halt Prägungen und Verletzungen zu rissen im Fundament und sorgen für eine Unstabilität. Und diese Unstabilität sorgt wiederum für Unsicherheit, Angst oder auch zuvor die Selbstzweifel. Wenn wir das lösen, das eigene Fundament stabilisieren, dann finden wir auch ganz automatisch einen Partner, der wieder noch ein Stück weit besser zu uns passt.
Erlebte Abhängigkeit reduzieren und auf sich hören
Da fällt mir auch das Wort „Abhängigkeit“ ein so ein bisschen, also dass man selber das eigene Glück nicht von dem Partner abhängig machen sollte oder darf. Dieses eigene Fundament, wie du sagst, das ist ja der Grundstein. Und wenn ich selber in mir drin unsicher bin, dann passiert mir das schon wieder. Wenn ich damit im reinen bin und damit geheilt bin - für mich gefühlt - dann kann ich auch ganz anders agieren. Aber sobald ich natürlich auch so eine Abhängigkeitshaltung einnehme und irgendwas brauche oder so, dann wird es natürlich schwierig.
Das Kennenlernen mit den Schwiegereltern als Herausforderung
Punkt Nummer 3 - ein spannender Punkt - kennenlernen mit den Eltern oder potenziellen Schwiegereltern. Da stellen sich viele unterschiedliche Fragen. Ich erinnere mich auch noch an das Kennenlernen mit deinen Eltern am Anfang unserer Beziehung vor fast 12 Jahren jetzt. Das fand ich auch sehr aufregend, da ist auch immer die Frage: Zu welchem Zeitpunkt lernt man sich kennen? Manche machen das gleiche recht schnell und manche ein bisschen später. Da war ich auch angespannt, also das fand ich auch aufregend. Achso, du meinst zu welchem Zeitpunkt man die Eltern kennenlernt? Was hast du jetzt gedacht? Halt zu welchem Zeitpunkt man sich kennenlernt und in Bezug auf wie weit ist man im Leben oder so. Nee, ich meinte, wann man die Eltern kennenlernt, also zu welchen Zeitpunkten von der Paarbeziehung.
Warum ist das so? Weil da Fragen dann hochkommen wie: Werden sie mich mögen? Aber auch eine Neugierige. Also wie werde ich mit ihnen klarkommen? Werden wir in ein Gespräch kommen? Werden die mich viel ausfragen? Werde ich zu Menschen kommen, die mich versuchen nett aufzunehmen oder was gibt es da für Prägungen in der Familie? Sind das verurteilende Menschen? Passt das vom Lebensstil? Passt das von der Familiengeschichte, jede Familie ist anders?
Ein Beispiel aus dem Coaching zum Thema "Familie kennenlernen"
Da hab ich auch noch ein Beispiel aus dem Coaching, wo letztendlich das die erste Verletzung zwischen den beiden war. Die sind auch schon sehr lange zusammen und nach drei Wochen waren sie unterwegs und auf dem Weg wohl irgendwie lag dann auch das Haus der Schwester wohl, oder die mussten direkt hinfahren, jedenfalls sagte er: „Lass uns mal zu meiner Schwester fahren, dann kannst du die auch gleich mal kennenlernen“. Und das war für sie einfach noch nicht der passende Moment und es gab auch bei ihr wieder gewisse Selbstzweifel, Unsicherheit und Ängste, die sich dann alle in diesem Punkt die Schwester kennenzulernen nochmal so manifestierten und da so hervorkamen.
Das wurde dann im Coaching nochmal bewusst. Also zuerst haben wir darüber gesprochen und es hieß „so richtig relevant für heute ist es ja doch nicht“ und auf einmal haben wir anderthalb Stunden über diesen einen Punkt gesprochen, weil wir dann feststellten, dass in diesem einen Punkt schon so viele Prägungen von ihm und von ihr drinsteckten, die aufeinanderprallten (was sie da natürlich noch nicht gesehen haben, aber jetzt nochmal sehen konnten) und wir dann zum Ergebnis kamen, wir gehen mit beiden in Einzelcoachings, um diese ganzen Prägungen erstmal zu lösen und die Verletzungen aufzulösen, damit dann das Ganze im Guten läuft. Letztendlich, er ist ein ganz anderer Typ als sie. Sie ist eher mit Unsicherheit und Ängsten geprägt und er ist immer so Spaß, „Mach schon“ und treibt andere ein bisschen zu sehr an. Er ist bei diesem antreiben auch so, dass er halt ihr Gefühl übergangen hat. Aber sie hatte auch nicht den Mut, ihr Gefühl vollständig auszusprechen.
Dadurch haben sich natürlich zwei erwischt, die sich wie Puzzlestücke aber auch spiegeln sollen. Der eine darf lernen, ein wenig ruhiger und entspannter zu sein und nicht anzutreiben, sondern auch auf das Gefühl der anderen zu achten. Und sie darf aus der Beziehung lernen mehr Mut zu haben und ihre Gefühle offen auszusprechen.
Prägungen in der Familie verstehen
Du hattest schon die Prägung angesprochen. Genau, die Prägungen. Also man lernt ja die Eltern kennen (also wenn wir jetzt mal bei den Eltern bleiben, Geschwister gehören natürlich auch zur Familie). Jetzt ist es ja auch so, da kennt ja jeder vielleicht den Spruch „du bist ja wie dein Vater“, „du bist ja wie deine Mutter“. Das ist ja auch so beim Thema Prägung, also wenn man gerade auch weiß, dass der Partner / die Partnerin eine enge Beziehung zu einem Elternteil oder beide Elternteilen hat, weiß man auch, dass da viel Einfluss (natürlich Einfluss gibt es immer), aber vielleicht noch mehr Einfluss ist und auch die Prägungen stärker vermittelt worden sind. Das ist natürlich dann auch spannend zu sehen: Wie leben die Eltern? Welche Werte haben die Eltern? Ein Aufschluss auch darüber (kann es sein, muss es nicht immer), weil der Partner / die Partnerin kann ja auch sich bewusst davon wegentwickelt haben. Also man sollte da auch nicht dauerhaft dann sagen „deine Eltern sind so, du musst auch so sein“, das ist zum Glück ja nicht so, man kann ja auch anders sein als seine Eltern und darf das ja auch gerne.
Aber da kann man schon vieles erkennen. Weil natürlich, so wie die Eltern miteinander umgehen, so habe ich gelernt wie man in Beziehungen miteinander umgeht. So wie die Eltern miteinander streiten und all das, das lerne ich für mich auch. Natürlich, man kann sich davon wegentwickeln oder in eine andere Richtung entwickeln oder Dinge bewusst anders gehen als die Eltern vielleicht. Da ist immer so ein ganz wichtiger Punkt, das ist jetzt auch wieder ein Fall, den ich gerade gestern im Kennenlernen hatte.
Ein Beispiel aus dem Coaching zum Thema "Anders sein als die Eltern"
Ich hatte diese Woche extrem viele Kennenlernen, deswegen habe ich so viele Beispiele von Kennenlernen. Und zwar ging es auch genau um diesen Punkt, dass er sagte: „Ich wollte nie so werden, wie mein Vater in dem speziellen Punkt. Und jetzt hab ich ein Kind und ich bin leider genauso wie mein Vater, obwohl ich es nie wollte“. Wo wir zu dem Punkt kommen, was heißt sich wegzuentwickeln oder sich anders zu entwickeln? Nämlich, dass man nicht nur ausspricht „ich möchte anders sein“, sondern sich anschaut „was kann ich konkret tun / lernen / verändern, um wirklich anders zu sein und es nicht nur auszusprechen?“. Das ist natürlich auch eine Reise, das geht ja nicht von heute auf morgen. Wenn ich 18 Jahre lang geprägt werde durch meine Eltern, dann brauche ich vielleicht auch eine entsprechende Zeit (nicht 18 Jahren, aber vielleicht auch nur eine Woche oder einfach nur mal eine Entscheidung), um etwas anderes zu machen.
Die Übertragung von Prägungen der Eltern auf die eigenen Kinder
Ein weiterer wichtiger Punkt, warum das für uns so relevant erscheint (das sind natürlich wieder alles Dinge, die unbewusst passieren, uns nicht bewusst sind - manchmal schon, aber den meisten nicht), bedeutet natürlich auch, dass in dieser Kombination „meine Eltern, ich“ stecken ja auch Päckchen und Prägungen drin, die dann, wenn ein neues Paar zusammenkommt, die Kinder betreffen wird. Also 50% meiner Prägungen werden wahrscheinlich in mein Kind übergehen, 50% deiner Prägung dahin. Das heißt ich tue natürlich gut daran zu schauen, dass diese 50% möglichst stabil sind. Und je stabiler das ist, desto mehr Chancen sehe ich, dass ich auch tatsächlich ein Kind erziehen kann, was entsprechend stabil ist und ein gutes Fundament hat.
Nach dem Kennenlernen folgen häufig die Bewertungen
Das sind so glaube ich unbewusste Mechanismen, die dieses Kennenlernen der Eltern sehr hypen. Es ist einfach auch eine besondere Situation. Also ich finde immer so die ersten zwei bis drei Male, wo man sich sieht, ist einfach ja noch häufig sehr verkrampft, auch wenn man natürlich da vielleicht ein gutes Gefühl hat, ist das ja auch völlig normal, dass am Anfang einer Beziehung das nochmal einfach ein Thema werden kann. Dann wird das auch bewertet, danach spricht das Paar darüber: Wie fandest du meine Eltern, sind die sympathisch? Auch die Eltern geben eine Meinung ab: Mensch, wie ist sie?
Das ist schon spannende Frage, also da bringst du einen ja auch wirklich in die Bredouille mit. Denn wer sagt dann ganz offen „ja, also darf ich offen sprechen, deine Eltern waren echt scheiße“. Manche sagen ja auch sowas wie „ja, ich hab dir ja gesagt, mein Vater / meine Mutter ist so und so – hast du auch gemerkt“, ein bisschen charmanter, muss man natürlich gucken. Nach einer Woche Beziehung, wenn man die Eltern spontan kennenlernt, wäre ich da auch vorsichtig.
So verlief das Kennenlernen mit den Eltern bei Ina und Florian von den Lebensidealisten
Obwohl, man kann ja auch positiv darüber sprechen, das kann ja auch alles super laufen. Ich habe dein Vater ja kennengelernt und du wolltest das noch gar nicht. Es ist eine Notfallsituation entstand, wir hatten einen medizinischen Notfall und das war überhaupt nicht geplant, dass du meinen Vater kennenlernst. Er war eigentlich der medizinische Notfall sozusagen und deine Mutter hab ich dann auch gleich mit kennengelernt. Also man muss dazu sagen, meine Eltern sind getrennt, deswegen kamen wir alle zusammen und das war nicht geplant und es war auch eine sehr belastende Situation. Also es war angespannt, es war ein richtiger Notfall und natürlich nicht so eine Situation, wie bei deinen Eltern, wo man sagt, man fährt gemütlich dahin.
Das war wie in so einem Bilderbuch, wir wurden zum Grillen eingeladen und das war äußerst angespannt für mich. Aber ich muss auch sagen, also es war trotzdem ein sehr schöner Tag und ich habe auch, würde ich sagen, ein gutes Los gezogen mit meinen Schwiegereltern. Falls ihr das jetzt hören solltet meine lieben Schwiegereltern, einen schönen Gruß an euch. Das ist sehr nett von dir. Man kann das auch mal aussprechen, auch wenn was gut ist kann man es auch mal aussprechen.
Gedanken und Vorstellungen von der eigenen Zukunft
Genau, was haben wir noch? Problem Nummer vier: Gedanken über die Zukunft. Das ist natürlich etwas, was auch relativ früh auftritt - vielleicht nicht in den ersten zwei oder drei Wochen, da macht man sich vielleicht noch nicht Gedanken darum, ob das der Partner fürs Leben sein wird, sondern ist vielleicht noch ein bisschen entspannter (wenn man in der Kennenlernphase noch ganz früh ist). Aber irgendwann kommt der Punkt, wo man sich auch wieder Fragen stellt: Möchten wir das Gleiche für die Zukunft? Haben wir vielleicht die gleiche Vision? Aber auch a die grundsätzlichen Fragen beim Zusammenziehen: Wie wollen wir leben? Möchten wir Kinder haben? Wollen wir heiraten? Land oder Stadt? Zwischenziele? Also da gibt es ja ganz viele Sachen. Arbeit auch, wie stellen wir uns unser Arbeitsmodell mit Familie später vor? Oder auch ohne Kinder, wie wollen wir beide arbeiten, wollen wir beide voll durchziehen und was sind unsere Ziele? Wollen wir viel reisen oder sind wir diejenigen, die sich das Zuhause gemütlich machen?
Auslöser für unsere Visionen sind oftmals persönliche Wertvorstellungen
Das sind ja eigentlich auch viele Dinge, die dahinterliegende Werte klarmachen. bin ich eher heimisch oder bin ich eher viel reisend, bin ich eher der 5-Sterne-Urlaubstyp oder eher Wohnwagen. Das sind alles wichtige Fragen. Wenn ich eher Wohnwagen bin, dann fühle ich mich vielleicht auch im 5-Sterne-Hotel nicht so wohl oder ich probiere es einfach mal aus. Also Wohnwagen stelle ich mir auch cool vor, aber Leute die zum Beispiel sagen, sie reisen nicht, die sind noch nie richtig gut in den Urlaub gefahren - das ist mein Glaubenssatz.
Das wichtige ist, dass man das abklärt und dass man das bespricht und dass man zu diesen Punkten kommt. Vieles davon klärt sich natürlich wirklich automatisch ab, einfach durch verschiedene Dinge. Man spricht über verschiedenste Themen, geht einmal in die Zukunft und schaut „Mensch, wie ist das bei dir, kannst du dir vorstellen im Haus zu leben?“. Oder man geht spazieren, sieht eigentliche Sachen und spricht dann spontan darüber. Man sieht eine Familie mit Kindern und sagt „Mensch, die haben drei Kinder, kannst du dir das auch vorstellen?“ – „Nein, nur eines“. Dann muss man halt gucken ja und so kommt man darüber ins Sprechen und findet so die Ziele, den Sinn und die verschiedenen Werte.
Werte sollten im gemeinsamen Austausch genau definiert werden
Was uns letztendlich immer wieder auffällt ist, dass einige Bereiche zu oberflächlich besprochen werden. Die Oberflächlichkeit entsteht dadurch, dass nicht ganz klar ist, dass hinter einem Begriff so wahnsinnig viele Interpretationsmöglichkeiten stecken und man den eigentlich nochmal für sich deutlich genauer definieren müsste und schauen muss, verstehen wir uns gleich.
Also wenn wir jetzt aufeinander kommen und sagen „also für mich ist Freiheit ein ganz wichtiger Wert“ und der andere sagt „ja, für mich auch, das matcht“, dann kann Freiheit was ganz anderes bedeuten. Das kann sein, dass ich mit Freiheit meinte, ich möchte eigentlich nie irgendwas kaufen (eine Immobilie), ich möchte immer nur mieten und das das für mich Freiheit ist. Und der andere sagt, Freiheit heißt einen Blick zu haben vom Haus auf ein freies Landstück oder so, sowas kann ja auch Freiheit heißen, quasi eine Immobilie erwerben, aber mit freiem Blick. Und schon ist Freiheit was ganz anderes. Ehrlichkeit, beide sagen Ehrlichkeit ist ein ganz wichtiger Wert - aber Notlügen sind erlaubt, oder? Also da ist die Frage so: Was heißt Ehrlichkeit ganz genau? Wie lebt man Ehrlichkeit im Detail? Und was gehört für einen dazu, was nicht?
Da merken wir in den Coachings häufig, dass die Paare da sind und aussprechen „wir haben die gleichen Ziele im Leben, wir haben die gleichen Werte“ und wenn man das hinterfragt, dann entsteht auf einmal Unsicherheit oder auch wann die Sachen ins Leben kommen. Ich kann ja auch sagen „ich möchte Kinder“, aber ich vergesse zu erwähnen, dass ich das vor 30 nicht möchte oder vor dem abgeschlossenen Studium und so weiter. Und schon kann das bei dem anderen, der nimmt das erstmal so auf und nach 2 Jahren sagt derjenige „wieso, du hast doch gesagt du wolltest Kinder“ – „hab ich auch gesagt, aber jetzt ja nicht“. Das ist schon vielleicht 5 Jahre später ein ganz anderes Thema dann.
Werte müssen nicht statisch sein, sondern dürfen sich auch verändern
Was noch ganz wichtig ist ist, dass Offenheit für eine Entwicklung da ist, für eine Veränderung. Denn letztendlich sind diese Werte und die ganzen Dinge nicht in Stein gemeißelt und bleiben ein Leben lang. Sondern wenn die Offenheit dafür da ist sich zu entwickeln oder manche Dinge auch vielleicht zu verändern, dann kann es gut funktionieren. In der Theorie meinst du hat man ein Konzept vielleicht und in der Praxis (das ist ja bei vielen Themen so, zum Beispiel bei der Arbeit oder bei Kindern - ich kann ja theoretisch sagen, ich möchte drei Kinder, aber wenn ich dann nach einem oder zwei Kindern sage „Mensch, so mit unseren Ressourcen und das passt jetzt so wie es ist und wir möchte dann so bleiben“) ist das flexibel.
Nehmen wir das Beispiel mit der Selbstständigkeit. Am Anfang, als wir zusammenkamen, war für dich Selbstständigkeit eher nicht gut besetzt, eher mit Unsicherheit, Sorgen, mit manchen Ängsten. Wiederum war ich schon selbstständig, aber noch nebenberuflich. Und im Laufe der Zeit hat sich auch die Selbstständigkeit entwickelt und ich glaube du hast einen anderen Bezug dazu gesehen, weil sich manche Dinge auch in der Selbstständigkeit solide entwickeln können und man Risiken abschätzen kann, schauen kann, wie man Risiken eingeht. Jetzt sitzt du hier und bist selbst selbstständig und bist als Paartherapeutin und Coachin mit unterwegs und hast selber gar keinen Angestellten-Job mehr. Und warum? Weil es für dich gar nicht mehr mit Unsicherheit besetzt ist, sondern wie ist jetzt Selbstständigkeit besetzt? Naja, mit Freiheit. Mit der Freiheit Termine einteilen zu können, mal halbtags vormittags / halbtags nachmittags zu arbeiten, wir haben die Freiheit, dass wenn die Kita geschlossen wird durch Corona, dass wir sagen können „okay, wie verteilen wir das auf uns, wer arbeitet wie?“, wir können Termine dann umbuchen und so weiter. Also wir haben halt dadurch gewisse Freiheiten einfach.
Das meine ich mit Entwicklungsmöglichkeiten. Wenn wir jetzt am Anfang abgeglichen hätten und gesagt hätten - und das wäre ziemlich strikt, starr sowie fokussiert gewesen - „mein Lebensmodell ist Selbstständigkeit und ich kann mir das schwer vorstellen jemals angestellt zu sein“ und du würdest sagen „mein Lebensmodell ist nur angestellt sein, deine Selbstständigkeit macht bei mir Unsicherheit / Angst / Sorgen, das passt für mich nicht“, dann hätten wir vielleicht gesagt: „Okay, das matcht nicht, lass uns das lieber sein lassen“. Also es ist ja die Frage, es bestehen halt Entwicklungsmöglichkeiten und die sollte man halt auch sehen. Oder dieses wirklich checklistenartige Vorgehen, davon vielleicht ein bisschen Abstand gewinnen. Oh wie ich sehe gerade, wir haben schon eine sehr lange Folge, 27 Minuten. Aber das war jetzt auch schon der letzte Punkt. Genau, die Lösung hatten wir ja: Pläne im Detail besprechen, so etwas wie Werte im Detail auflösen.
Unser Fazit
Dann lass uns mal zum Schluss kommen. Also genau, zum Schluss da geht es eigentlich wieder darum nochmal: Wenn diese vier Probleme, über die wir gesprochen haben, diese typischen Probleme am Anfang einer Beziehung auftreten, dann gilt es ein starkes Fundament zu errichten. Das ist natürlich Arbeit, aber das ist auch die Grundlage für eine harmonische Beziehung und darum geht es. Dass beide in der Beziehung glücklich sind und dass die Beziehung einen Mehrwert in dem Sinne von Glück bedeutet und nicht eine zusätzliche Belastung. Je früher man damit anfängt, dieses starke Fundament zu errichten, desto glücklicher kann die Beziehung auch weiterverlaufen natürlich.
Das erklärt glaube ich auch sehr gut, warum Entwicklungsmöglichkeiten da sind. Die Frage ist „Habe ich einen Wert, der auch wirklich zu mir passt und der wirklich gut ist? Oder habe ich einen Wert oder eine Prägung, die aus alten unguten Erfahrungen entstanden?“ Also in Bezug auf Selbstständigkeit / Freiheit / Sicherheit war dein Fundament nicht stabil und das hat sich verändert. Dein Fundament ist stabiler geworden und auf einmal verändert sich, dass Selbstständigkeit für Freiheit steht. Das heißt aber nicht dass du grundsätzlich als tiefen inneren Wert gegen die Form der Selbstständigkeit bist. Dann wäre es schwierig das zu vereinen.
Nehmen wir jemanden, der Veganer ist und jemanden, der vom Bauernhof kommt und Tiere einfach als Nutztier ansieht und sagt „das ist dafür da, um geschlachtet zu werden“, dann haben wir was, wahrscheinlich tief innerlich verankert ist und so sehr aufeinander prallt, dass es schwer werden kann, außer wenn auch da wieder Entwicklungsmöglichkeiten offen sind. Genau, wenn beide offen sind auch sich zu bewegen. Toleranz ist hier auch ein ganz wichtiges Thema. Starkes Fundament errichten und mit dem Partner natürlich reden sowie Unsicherheiten und Ängste klären, das ist der nächste wichtige Schritt.
Wir hoffen, dass die Podcast-Folge euch gefallen hat. Wir freuen uns darüber, wenn ihr unseren Podcast abonniert und auch positiv bewertet. Und wenn ihr uns bei YouTube gerade seht, weil wir den Podcast jetzt hier auch filmen und bei YouTube hochladen, dann könnt ihr natürlich dort auch sehr gerne kommentieren, lasst uns ein Abo da, damit ihr nichts mehr verpasst und wir sehen können, dass euch das Spaß macht. Oder auch ein Like, das würde uns sehr freuen. Wir machen diese Videos und Podcast super gerne und hoffen, dass sie euch weiterhelfen und euch spannende Impulse für eure Beziehung liefern. Dann bis zum nächsten Mal!